HINTERGRUND

14 Asthmatiker rennen gegen ihre Krankheit an - ihr Ziel ist der diesjährige New-York-Marathon

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Von Pete Smith

Auch Asthmatiker können sportliche Höchstleistungen vollbringen: Das soll ein weltweit einmaliges Projekt beweisen. 14 Asthmatiker werden derzeit auf die Teilnahme am New York Marathon im November dieses Jahres vorbereitet.

Initiatoren des "Projekts New York Marathon" sind zwei Hamburger Ärzte: der niedergelassene Pneumologe Dr. Hartmut Timmermann und der Sportmediziner Dr. Til Steinmeier. Unterstützt wird das Vorhaben vom Wedeler Arzneimittel-Hersteller AstraZeneca sowie von der Kanutin und achtfachen Goldmedaillen-Gewinnerin Birgit Fischer, die selbst Asthmatikerin ist (wir berichteten).

Körperliches Training verbessert die Atemleistung

    Ziel der Läufer ist auch, das schlechte Image der Erkrankung aufzupolieren.
   

Bei vielen Patienten tritt Asthma das erste Mal unter körperlicher Anstrengung auf, oft mit der Folge, daß Betroffene künftig auf jeden Sport verzichten. Dabei wäre genau das Gegenteil sinnvoll, sind die Hamburger Ärzte überzeugt: Regelmäßiges körperliches Training, vor allem Ausdauersport, verbessert bei Asthmatikern die Atemleistung und erhöht sogar die Belastungsschwelle, bei der ein Anstrengungsasthma auftritt.

Vorausgesetzt natürlich, daß die Patienten medikamentös gut eingestellt sind. Hiervon könnten junge Asthmatiker sogar doppelt profitieren, hängt die soziale Akzeptanz bei Gleichaltrigen doch wesentlich von der körperlichen Leistungsfähigkeit ab.

In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Menschen an Asthma. Bei Kindern ist Asthma die häufigste chronische Erkrankung. "Unter einem modernen Asthma-Management-Programm und mit den derzeitigen Therapiemöglichkeiten ist es möglich, bei über 80 Prozent der Patienten eine gute Asthma-Kontrolle zu erreichen", so der Hamburger Pneumologe Timmermann.

Die unter mittelgradig-persistierendem Asthma leidenden Patienten der Marathon-Gruppe erhalten als Basistherapie ein Kombinationspräparat aus einem langwirkenden Beta-2-Sympathomimetikum und einem Glukokortikoid (Symbicort®), das sie zweimal täglich inhalieren. Täglich nehmen sie Peakflow-Messungen vor, regelmäßig kontrolliert Timmermann ihre Lungenfunktion.

Parallel dazu lädt sein Kollege Steinmeier die 14 Asthmatiker zu Belastungsuntersuchungen am Laufband in seine sportmedizinische Praxis ein. Auf der Basis der Herzfrequenzen werden individuelle Trainingspläne erstellt, um Fettverbrennung, Herzleistung und die Fähigkeit zur Bronchienregulation zu trainieren. "So entwickeln die Asthma-Patienten ein Gefühl für ihre Krankheit und wissen, wo ihre Grenzen liegen und was sie sich zutrauen können", erläutern die Intitiatoren.

Das Projekt soll insgesamt über einen Zeitraum von einem Jahr fortgeführt werden. Die Teilnehmer sind zwischen 22 und 48 Jahre alt, darunter sind etwa eine Arzthelferin, ein Manager und eine Friseurin. Anfangs gab es eine ausgewogene Geschlechterverteilung, doch inzwischen sind einige männliche Teilnehmer abgesprungen, so daß nun Frauen dominieren. Alle Patienten sind mit einer Notfallmedikation versorgt und haben darüber hinaus die Handy-Nummern ihrer betreuenden Ärzte.

Vier bis fünf Läufe pro Woche zu je einer Stunde

Derzeit trainieren die Läufer vier bis fünf Mal pro Woche im Schnitt je eine Stunde, wobei sowohl der tägliche als auch der wöchentliche Lauf-Umfang variieren. Auch ein Trainingslager ist vorgesehen.

Während der Projektperiode werden eine Vielzahl von Daten - etwa Lungenfunktionsmessungen vor und nach den Trainingsläufen - erhoben, um den Verlauf am Ende wissenschaftlich zu dokumentieren. "So ein Projekt hat es ja noch nie gegeben", so Timmermann. "Wir wissen noch nicht einmal, ob ein Asthmatiker wirklich anders an einen Marathon herangeführt werden muß als ein gesunder Läufer."

Ein wesentliches Ziel des Projekts sei, das schlechte Image der Erkrankung Asthma aufzupolieren, sagt Timmermann. "Wir wissen längst, daß körperliches Training die Schwelle für das Auftreten von Belastungsasthma sogar erhöht. Der Arzt sollte seine Asthma-Patienten ausdrücklich zum Sport ermuntern, der Spaß am Sport kann sich günstig auf die persönliche Einstellung zur Krankheit und Therapie auswirken."



FAZIT

In Hamburg bereiten sich derzeit 14 Asthmatiker im Alter zwischen 22 und 48 Jahren auf den diesjährigen New-York-Marathon vor. Das von zwei Ärzten betreute Projekt ist das weltweit erste seiner Art. Ziel ist es zu beweisen, daß mit Asthma auch Höchstleistungen möglich sind. Darüber hinaus will man Asthmatiker generell ermuntern, Sport zu treiben.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Asthmatiker sollten Sport treiben

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