Anticholinergikum steigert COPD-Trainingserfolg

MÜNCHEN (wst). Bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sollte versucht werden, durch regelmäßiges Körpertraining die sich verstärkenden Symptome Atemnot und Dekonditionierung zu mindern. Der Trainingserfolg steigt einer Studie zufolge, wenn die Patienten einmal täglich Tiotropium inhalieren.

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Die im Verlauf der Krankheit zunehmende Atemnot verleitet COPD-Patienten zu verstärkter körperlicher Schonung. Daran hat Professor Wolfgang Petro von der Klinik Bad Reichenhall bei einer Veranstaltung in München erinnert. Und dies führe dazu, daß die Patienten immer leistungsschwächer werden, so Petro. Mit dem allgemeinen Verlust an Muskelkraft schwindet auch die Atemmuskulatur, was die Atemnot zusätzlich verstärkt.

Circulus vitiosus wird unterbrochen

Mit einem regelmäßigen Körpertraining kann diese Entwicklung nicht nur gestoppt, sondern bis zu einem gewissen Grad sogar rückgängig werden kann, sagte Petro auf der von Boehringer Ingelheim unterstützten Veranstaltung.

Der Trainingserfolg bei COPD kann maßgeblich gesteigert werden, wenn die Patienten zusätzlich zur regelmäßigen körperlichen Aktivität einmal täglich 18 µg des 24 Stunden wirksamen Bronchospasmolytikums Tiotropium (Spiriva®) inhalieren. Das hat eine randomisierte Doppelblindstudie mit 91 Patienten ergeben, die eine ausgeprägte COPD hatten.

Die Patienten absolvierten acht Wochen lang dreimal wöchentlich ein dem individuellen Leistungsstand angepaßtes Laufbandtraining über jeweils mindestens eine halbe Stunde. Außerdem inhalierten 47 dieser Patienten 25 Wochen lang - fünf Wochen vor bis zwölf Wochen nach Ende der Trainingsphase - einmal täglich Tiotropium, die anderen ein entsprechendes Placebo. Primärer Endpunkt war die Verlängerung der Zeit, die eine definierte Geschwindigkeit unter standardisierten Bedingungen auf dem Laufband durchgehalten werden konnte.

Das Ergebnis: Vor der Trainingsperiode hielten die Patienten der Placebo-Gruppe im Mittel 10,5 Minuten mit dem Laufband Schritt, nach dem achtwöchigen Training wurde dieselbe Geschwindigkeit 16,5 Minuten durchgehalten. Das entspricht einer Verlängerung der Laufdauer um 57 Prozent.

Bei den Patienten, die das Anticholinergikum erhalten hatten, war das Leistungsvermögen nach dem Training signifikant höher. Vor Trainigsbeginn konnten sie sich im Mittel 12 Minuten und nach den acht Trainingswochen bei gleicher Geschwindigkeit im Mittel 22 Minuten auf dem Laufband halten. Das bedeutet einen Leistungszuwachs von 80 Prozent.

Erfolg bleibt nach Abschluß des Trainings erhalten

Der Vorteil durch die begleitende Dauermedikation war auch zwölf Wochen nach Abschluß des Trainings noch offensichtlich. Außerdem wurde während der 25wöchigen Studienzeit in der Verum-Gruppe signifikant weniger Bedarfsmedikation zur raschen Verminderung der Symptome benötigt.

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