Ohne Spirometrie bleibt die Raucherlunge häufig unerkannt

LIVERPOOL (ikr). Für die Diagnostik einer chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) reichen Anamnese und körperliche Untersuchung nicht aus. Leitliniengerecht sollte auch die Spirometrie mit einbezogen werden, da so viele Fehldiagnosen vermieden werden. In Deutschland werden die Chancen des Tests bisher noch nicht optimal genutzt.

Veröffentlicht:

Für nahezu 77 Prozent der niedergelassenen Kollegen gilt die Spirometrie als Diagnosestandard bei COPD, und sie ist auch in 90 Prozent der Praxen verfügbar. Aber nur 65 Prozent der Kollegen wenden die korrekten Kriterien für die COPD-Diagnostik an. Das hat die Befragung von fast 500 niedergelassenen Allgemeinmedizinern, praktischen Ärzten und Internisten in Deutschland ergeben (DMW 131, 2006, 1203).

Wie wichtig die Spirometrie im Praxisalltag ist, belegen neue Studiendaten. Ein Team um Dr. Paul Walker aus Liverpool hat Diagnostik und Therapie bei 217 Patienten - meist über 40jährigen Rauchern oder Exrauchern - mit Atemwegssymptomen vor und nach der Spirometrie analysiert (ERJ 28, 2006, 945). Bei allen Patienten wurde mit Spirometrie eine meist irreversible Atemwegsobstruktion festgestellt: Die Einsekundenkapazität (FEV1) lag unter 80 Prozent des Sollwertes.

Bei 139 der insgesamt 217 Patienten wurde eine COPD durch Spirometrie bestätigt oder neu diagnostiziert. 63 Patienten (29 Prozent) waren bereits vor dem Test als COPD-Kranke eingestuft. Jedoch lautete bei 15 von ihnen die Diagnose nach der Spirometrie "Asthma".

Die 91 neu diagnostizierten COPD-Kranken galten vor dem Test als Asthmatiker oder hatten keinen klaren Befund. 65 Patienten waren vor der Spirometrie als Asthmatiker eingestuft, davon hatte etwa die Hälfte in Wirklichkeit eine COPD. Bei 37 Patienten wurde mit Spirometrie erstmals ein Asthma diagnostiziert.

Die Spirometrie können Hausärzte bei Kassenpatienten über die EBM-Ziffer 03330 (Spirographie) abrechnen. Sie ist aber gegen den chronisch internistischen Komplex 03210 ausgeschlossen.

Infos zu Spirometriekursen gibt es im Internet unter: www.lufu.de

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Rückenwind für die Spirometrie

Mehr zum Thema

Neue Möglichkeiten

So hilfreich können Smart Inhaler bei Asthma oder COPD sein

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Lesetipps
Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Klinisch ist die Herausforderung bei der IgA-Nephropathie ihr variabler Verlauf. In den meisten Fällen macht sie keine großen Probleme. Bei einem Teil der Patienten verläuft sie chronisch aktiv, und einige wenige erleiden katastrophale Verläufe, die anderen, schweren Glomerulonephritiden nicht nachstehen.

© reineg / stock.adobe.com

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null