Raucherentwöhnung - bei COPD die wichtigste Maßnahme

Raucherentwöhnung fällt COPD-Patienten noch schwerer als Lungengesunden. Mit einer lege artis durchgeführten Nikotinersatztherapie können die Entwöhnungsraten verdoppelt bis verdreifacht werden.

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Mit dem Rauchen aufzuhören ist nicht einfach. Mit medikamentöser Unterstützung schafft das etwa jeder zweite Raucher. © dpa

Mit dem Rauchen aufzuhören ist nicht einfach. Mit medikamentöser Unterstützung schafft das etwa jeder zweite Raucher. © dpa

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Der entscheidende Faktor für das weitere Schicksal eines COPD-Patienten ist, mit dem Rauchen aufzuhören, betonte der niedergelassene Pneumologe Dr. Thomas Hering aus Berlin bei einer Veranstaltung von Novartis Consumer Health aus Anlass des Kongresses. Daher sollte die Raucherentwöhnung als wichtigste therapeutische Maßnahme verstanden werden.

Wie wirkt sich die Raucherentwöhnung konkret auf die Lungenfunktion aus? COPD-Patienten, die es schaffen, mit dem Rauchen aufzuhören, gewinnen zunächst einmal etwa zehn Prozent an Lungenfunktion zurück - gemessen zum Beispiel im Einsekundenvolumen. Der entscheidende Punkt ist aber nach Angaben von Hering, dass der weitere Funktionsverlust nicht mehr - wie bei aktiven Rauchern - beschleunigt fortschreitet, sondern etwa im gleichen Tempo wie bei Nichtrauchern. Das bedeutet: Was COPD-Patienten noch an Lungenfunktion haben, können sie durch Verzicht auf das Rauchen besser erhalten.

Allerdings fällt gerade COPD-Patienten die Raucherentwöhnung schwerer als Rauchern ohne fassbaren Lungenschaden - und zwar aus zwei Gründen: Erstens ist der Suchtgrad bei COPD-Patienten im Mittel etwas höher als beim Durchschnittsraucher. Und zweitens findet sich bei COPD-Patienten auch häufiger eine depressive Komponente. Eine Depression wiederum beeinträchtigt den Entwöhnungserfolg, weil Nikotin über die induzierte Dopaminausschüttung eine - wenn auch schwache - antidepressive Wirkung besitzt. "Das heißt, der Raucher macht eine antidepressive Selbstmedikation, und das Antidepressivum heißt Nikotin", erläuterte Hering.

Aus diesem Teufelskreis muss den Patienten herausgeholfen werden. Eine Tabakentwöhnung setzt sich dabei immer aus zwei Komponenten zusammen:

  • der psychosozialen Unterstützung mit Hilfe von verhaltenstherapeutischen Programmen und
  • der medikamentösen Tabakentwöhnung.

Die am längsten etablierte Form der medikamentösen Tabakentwöhnung ist nach Angaben von Hering die Nikotinersatztherapie, die bei ausreichend hoher Dosierung und Therapiedauer sehr effektiv sein kann. Da dies nach seiner Erfahrung ohne fachkundige Begleitung nicht der Fall ist, kann hier der Arzt durch die eigene Betreuung oder auch durch die Vermittlung in kompetente Hände einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der Entwöhnung leisten.

Ein weit verbreiterter Irrtum ist nach den Erfahrungen des Berliner Pneumologen, dass verschiedene Nikotinersatz-Verfahren nicht miteinander kombinierbar wären. Dagegen werde zum Beispiel in der US-amerikanischen Leitlinie zur Raucherentwöhnung ganz klar die Kombination soweit möglich gefordert. Diese habe den Vorteil, dass man einem Patienten, der beispielsweise über ein Nikotin-Pflaster auf eine konstante Nikotin-Zufuhr eingestellt ist, über zusätzliche Applikationsformen wie Kaugummis oder Sublingualtabletten einen eigenen Handlungsspielraum lässt - und so die Effektivität der Behandlung verbessert. Mit einer solchen kombinierten Nikotinersatztherapie (etwa mit Nicotinell®), die lange genug und hoch dosiert angewandt wird, ist im Vergleich zur Entwöhnung ohne medikamentöse Unterstützung eine Verdoppelung bis Verdreifachung des Entwöhnungserfolgs möglich, betonte Hering. (aza)

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