Test mit Mäusen

Wirkstoff gegen Asthma aus der Korallenbeere

Forscher der Universität Bonn testen eine Substanz aus den Blättern der Korallenbeere gegen Asthma.

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BONN. Einen neuen Wirkstoff gegen Asthma haben Forscher der Universität Bonn aus den Blättern der Korallenbeere gewonnen. In Mäusen unterbindet er nahezu vollständig die charakteristische Verkrampfung der Bronchien (Sci Translat Med 2017; 9(407); eaag2288), teilt die Universität mit.

Die Blätter der Korallenbeere enthalten eine Substanz mit der kryptischen Bezeichnung FR900359. "Die Substanz hemmt eine zentrale Gruppe von Signalmolekülen in den Körperzellen, die Gq-Proteine", wird Juniorprofessorin Dr. Daniela Wenzel vom Institut für Physiologie I der Universität Bonn und Leiterin der Studie in der Mitteilung zitiert.

Gq-Proteine übernehmen bei vielen Prozessen im Körper eine Schlüsselfunktion – auch bei der Steuerung der Bronchial-Muskulatur. Der neue Wirkstoff löst den Spasmus der Bronchien – und das anscheinend effektiver und langfristiger als das Asthmamedikament Salbutamol, heißt es in der Mitteilung. "Allerdings haben wir die Substanz bislang nur an asthmakranken Mäusen getestet", so Wenzel.

Normalerweise sorgt das Zusammenspiel verschiedener Signalwege dafür, dass sich die Atemwege verengen. Wenn man einzelne von ihnen hemmt, kann man die Verkrampfung der Atemwege mildern. Bei schwer asthmakranken Patienten lässt sie sich so jedoch nicht vollständig beseitigen. Die Signale laufen bei den Gq-Proteinen zusammen und aktivieren sie. Erst dann wird der Bronchial-Spasmus eingeleitet. "Wenn wir die Aktivierung der Gq-Proteine mit FR900359 hemmen, erzielen wir daher einen weit stärkeren Effekt", betont Erstautorin Dr. Michaela Matthey vom Institut für Physiologie I. Bei den asthmakranken Mäusen in der Studie funktionierte das ausgesprochen gut. "Wir konnten verhindern, dass die Tiere auf Allergene wie Hausstaub mit einer Verengung der Bronchien reagieren", so Wenzel. Nebenwirkungen gab es kaum, da sich der Wirkstoff über die Atemwege applizieren ließ und so nur in geringen Mengen in den Blutkreislauf gelangte. Ob sich die Substanz auch zum Einsatz am Menschen eignet, ist dennoch nicht gesagt. Zwar haben die Wissenschaftler bereits festgestellt, dass menschliche Bronchialmuskelzellen in der Kulturschale sowie isolierte menschliche Atemwege ähnlich reagieren. Doch für die Anwendung am lebenden Menschen sind noch weitere Testreihen nötig.(eb/ikr)

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