Mukoviszidose-Diagnostik in Deutschland nicht einheitlich

WÜRZBURG (mf). Das Standardverfahren in der Mukoviszidose-Diagnostik ist der Schweißtest. Allerdings wird der Test dem Ergebnis einer Umfrage zufolge an den einzelnen Mukoviszidose-Zentren recht unterschiedlich gehandhabt. So wird die direkte Bestimmung der Chlorid-Konzentration, die nach internationalen Leitlinien als einzige diagnostische Methode anerkannt ist, nur von 58 Prozent der deutschen Zentren angewandt.

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Dr. Lutz Nährlich von der Universitätsklinik Erlangen hat auf der 6. Deutschen Mukoviszidose Tagung in Würzburg die Ergebnisse einer Umfrage vorgestellt, an der 113 deutsche Mukoviszidose-Ambulanzen teilgenommen haben.

In dem an die Zentren versandten Fragebogen wurde gefragt, wie die Iontophorese gemacht und interpretiert wird. Die Antworten wurden mit den Leitlinien des NCCLS (National Committee for Clinical Laboratory Standards) verglichen. Beim NCCLS handelt es sich um eine internationale Organisation zur Erarbeitung von Standards in der Labormedizin mit Sitz in den USA.

Dabei wurden erhebliche Unterschiede zwischen den deutschen Ambulanzen sowie im Vergleich mit den Leitlinien deutlich. So lag die maximale Sammelzeit des Schweißes zwischen 6 und 90 Minuten - empfohlen werden 30 Minuten. Die minimal akzeptierte Schweißmenge variierte ebenfalls und wich zum Teil erheblich von den Empfehlungen ab.

Bei der Laboruntersuchung des Schweißes wiederum wurden unterschiedliche Parameter bestimmt: In 3,4 Prozent der Zentren wurde die Osmolarität ermittelt, den Natriumgehalt bestimmten 24 Prozent und die Leitfähigkeit 53 Prozent. Die Bestimmung der Chlorid-Konzentration, die nach den Leitlinien als einzige diagnostische Methode anerkannt ist, wurde nur von 58 Prozent der Zentren vorgenommen.

Und von diesen hielten sich nur 78 Prozent an die Referenzwerte für die Chlorid-Konzentration, die bei Mukoviszidose-Patienten oberhalb von 60 mmol pro Liter Schweiß liegen. Besonders deutlich war der Unterschied bei den Referenzwerten bei der Leitfähigkeit ausgefallen. Als Konsequenz aus seiner Untersuchung fordert Nährlich nationale Empfehlungen und Qualitätsprogramme, um das Risiko falsch-positiver oder -negativer Diagnosen zu verringern.

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