Phytotherapie soll Geruchssinn zurück bringen

MÜNCHEN (wst). Mit der Einschränkung oder gar dem Verlust des Geruchssinnes geht viel Lebensqualität verloren. Bislang sind die Chancen, die Riechfähigkeit wiederherzustellen, vielfach noch unbefriedigend, deshalb wird nach neuen Lösungen gesucht. In die Suche ist auch die Phytotherapie einbezogen.

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Schätzungen zufolge stellen sich in deutschen HNO-Kliniken jährlich knapp 80000 Menschen aufgrund von Riechstörungen vor. Das hat Professor Thomas Hummel von der Universitätsklinik Dresden auf einer Veranstaltung des Komitees Forschung Naturmedizin in München berichtet. Mindestens ein Prozent der Bevölkerung haben eine Anosmie, riechen also nichts. Die Prävalenz nimmt mit dem Alter zu.

Wer nichts oder kaum etwas riecht, dem entgeht vieles. Essen und Trinken schmecken eintönig, und auch in der Sexualität fehlt ein wichtiger Reiz. Die nasale Warnung vor verdorbenen Speisen entfällt ebenso wie die vor anbrennenden Küchenutensilien. Anosmiker wissen nicht, ob die Gerüche ihrer Wäsche, ihrer Wohnung oder ihres Körpers den Erwartungen ihrer Umwelt entsprechen und sind deshalb oft unsicher.

Je nach Ursache wird heute zwischen sinunasalen, postviralen, posttraumatischen, neurodegenerativen, angeborenen und idiopathischen Riechstörungen unterschieden. Mit einem Anteil von über 70 Prozent am häufigsten sind sinunasale Riechstörungen durch eine chronische Sinusitis. Obwohl diese Form noch am ehesten therapeutisch beeinflußt werden kann, ist selbst hier der Therapie-Erfolg nicht immer überzeugend.

      Systemische Kortikoide sind wirksam, haben aber zuviele Nebeneffekte.
   

Objektiviert mit standardisierten Riechtests, verfügen nach einer operativen Sanierung der Nasennebenhöhlen nur 25 Prozent der Patienten mit präoperativer Hyposmie und nur fünf Prozent der Patienten mit präoperativer Anosmie über einen normalen Geruchssinn. Dabei gibt es bislang keine Prädiktoren, die vorab den Erfolg einer Nasennebenhöhlen-Chirurgie individuell prognostizieren lassen, betonte Hummel.

Systemische Kortikosteroide könnten oft bei sinunasaler Riechstörung den Geruchssinn wieder zurückgeben, doch verbietet sich eine oft erforderliche Langzeittherapie meist wegen unerwünschter Effekte.

Lokale Kortikoidsprays sind bezüglich unerwünschter systemischer Effekte zwar unbedenklich, aber leider auch weit weniger effektiv, wie Hummel anmerkte. Denn der gesprühte Wirkstoff gelangt häufig nicht bis in die olfaktorisch relevante oberen Muschel. In einer kontrollierten Doppelblind-Studie unter Hummels Mitwirkung wurde nur ein tendentieller Vorteil eines nasalen Kortikoidsprays gegenüber Placebo für die Wiedererlangung von Riechvermögen belegt.

In einer aktuellen Studie der HNO-Klinik Dresden wird jetzt die Therapie mit einem oralen pflanzlichen Sinusitismittel (Sinupret® forte) untersucht. Geprüft wird, ob bei Patienten mit chronischer Nasennebenhöhlenentzündung und Riechstörungen durch eine zweimonatige Therapie mit dem pflanzlichen Mittel im Anschluß an eine siebentägige systemische Kortikosteroidtherapie die Riechleistung anhaltend besser wird.

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