Neue Therapie-Option bei pulmonaler Hypertonie in Sicht

DRESDEN (gvg). Gegen pulmonalarterielle Hypertonie (PAH) steht eine neue Therapie-Option ins Haus: Sildenafil führt zu bedarfsabhängiger Gefäßerweiterung in der Lunge.

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PAH-Patienten hatten, bevor es eine Behandlung gab, eine stark eingeschränkte Lebensqualität und eine geringe Lebenserwartung. Inzwischen gibt es wenige Therapieoptionen.

Eine neue Strategie ist die orale Therapie mit dem Phosphodiesterase-5-Hemmstoff Sildenafil. Das Therapieprinzip imitiert den Vorteil von inhalativen Behandlungen, nämlich die bedarfsabhängige Vasodilatation in jenen Arealen, die besser belüftet sind.

Bei Sildenafil funktioniert das so: In den belüfteten Arealen werden die Alveolarwände gedehnt. Das fördert die Aktivität der Stickstoffmonoxid-Synthase, die mit dem Botenstoff cGMP arbeitet. Sildenafil hemmt nun den cGMP-Abbau und erhöht so die Verfügbarkeit des gefäßerweiternden NO, und zwar wegen der höheren NO-Synthase-Aktivität bevorzugt in den gut belüfteten Lungenarealen.

    Mit Therapie können Kranke in 6 Minuten 50 m weiter gehen.
   

Pathophysiologisch sei das sinnvoll, wie Professor Friedrich Grimminger, Spezialist für Lungenhochdruck an der Universität Gießen, bei der Herbsttagung der Kardiologen in Dresden betont hat. Denn damit werde verhindert, daß schlecht belüftete Areale zu stark durchblutet werden, was die Sauerstoffversorgung gefährden könnte.

Klinisch hat Sildenafil seine Wirkung bei Lungenhochdruck in der SUPER-1-Studie (Sildenafil use in patients with pulmonary arterial hypertension) unter Beweis gestellt. Sie war die Grundlage für die US-Zulassung im Juni dieses Jahres. Der auch für Europa vorgesehene Handelsname lautet Revatio™.

In der noch nicht publizierten Untersuchung erhielten 277 PAH-Patienten zwölf Wochen lang 20, 40 oder 80 mg Sildenafil dreimal am Tag oder ein Placebo. Untersucht wurden die Sechs-Minuten-Gehstrecke und der mittlere pulmonal-arterielle Druck.

Für alle untersuchten Sildenafil-Dosierungen habe es dabei statistisch signifikante Vorteile im vergleich zu Placebo gegeben, wie Dr. Ardeschir Ghofrani von der Universität Gießen auf der vom Unternehmen Pfizer unterstützten Veranstaltung betont hat. Bei einer Ausgangsgehstrecke von im Mittel 344 Metern lag die Gehstrecke am Studienende 45 (20-mg-Dosis) bis 50 (80- mg-Dosis) Meter über der mit Placebo.

Eine weitere Verbesserung des Behandlungserfolgs sollen Kombinationstherapien bringen, bei denen Sildenafil mit inhalierten Prostanoidanaloga oder mit dem Endothelin-Rezeptorantagonisten Bosentan kombiniert wird.

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