Dauerhusten: Botschafter einer Bronchitis

Was steckt hinter dem schleimigen Husten eines Kleinkindes, der auch nach vier Wochen noch nicht weichen will? Amerikanische Pädiater haben dauerhustende Kinder bronchoskopiert und die mikroskopisch kleinen Verursacher untersucht.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Hinter einem Dauerhusten steckt häufig H. influenzae.

Hinter einem Dauerhusten steckt häufig H. influenzae.

© Gina Sanders / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Einem chronisch produktiven Husten liegt in mehr als der Hälfte der Fälle eine purulente Bronchitis zugrunde. Dabei ist das eitrige Bronchialsekret ein guter Hinweis auf eine bakterielle Infektion.

Dies bestätigte eine retrospektive Studie an zwei New Yorker Kinder kliniken (Pediatrics 2012, online 9. Januar). Die Studie wertete die Daten von insgesamt 197 Kindern mit chronisch produktivem Husten aus, die auf übliche Therapien mit Antibiotika und Kortikosteroiden nicht angesprochen hatten.

Kinder mit vorbekannten Krankheiten wie zystischer Fibrose, neurologischen Erkrankungen oder Asthma wurden ausgeschlossen. Ziel der Untersuchung war es festzustellen, wie häufig einem chronisch produktiven Husten eine bakterielle Infektion der unteren Atemwege zugrunde liegt. Hierzu wurden vorliegende Bronchoskopiebefunde herangezogen.

Über die Hälfte der Kinder hat purulente Bronchitis

Von den kleinen Patienten war bronchoalveoläre Lavage (BAL) für mikrobiologische und mikroskopische Untersuchungen gewonnen worden. Ein Verdacht auf Laryngomalazie war klinisch infolge eines inspiratorischen Stridors gestellt worden, eine Tracheomalazie war diagnostiziert worden, wenn mindestens 50 Prozent des trachealen Lumens während der Exspiration kollabiert waren.

Bei über der Hälfte der Kinder (56 Prozent) zeigte sich eine purulente Bronchitis (Bronchialsekret dick, grün, Grad 5 und 6 nach dem Bronchoscopic Scoring System von Chang et al.), 44 Prozent litten an einer nicht eitrigen Variante.

Bei eitriger Bronchitis häufig Laryngomalazie

Bei knapp einem Drittel der bis zu Dreijährigen (30,3 Prozent) wurde zudem eine Laryngo- und / oder Tracheomalazie festgestellt. Dabei trat die Kehlkopferweichung in dieser Altersgruppe bei Kindern mit eitriger Bronchitis nahezu doppelt so häufig auf wie in der Gruppe mit nicht eitriger Infektion. Dieser Unterschied zeigte sich bei der Luftröhrenerweichung nicht.

Bei 46 Prozent aller hustenden Kinder konnte aus der Bakterienkultur eine aktive Infektion der unteren Atemwege (= 104 colony-forming units (CFU) / ml) nachgewiesen werden. Dabei zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen purulenter (bei 84 Prozent Kultur positiv) und nicht purulenter (bei 16 Prozent Kultur positiv) Bronchitis.

Als häufigster Keim wurde Haemophilus influenzae nachgewiesen (49 Prozent), gefolgt von Streptococcus pneumoniae (20 Prozent), Moraxella catarrhalis (17 Prozent) und Staphylococcus aureus (12 Prozent). Klebsiella pneumoniae wurde bei nur einem Kind gefunden.

Schwere Neutrophilie

Bei der mikroskopischen Untersuchung der BAL fand sich bei Patienten mit purulenter Bronchitis nach Anfärbung zudem häufiger (bei 91 Prozent) eine schwere Neutrophilie als bei Kindern mit nicht eitriger Bronchitis (45 Prozent). Eine Eosinophilie hingegen war in beiden Gruppen etwa gleich häufig erkennbar.

Das Fazit der Autoren: Eine Infektion der unteren Atemwege zeigt sich oft in Form einer chronisch produktiven Bronchitis. Wegen des übermäßig häufigen Vorkommens von Malazien bei Kindern mit chronisch purulenter Bronchitis, vermuten die Autoren, dass angeborene Malazien bei der Ausbildung einer eitrigen Bronchitis eine Rolle spielen könnten.

Bei einigen Patienten der relativ großen Gruppe mit nicht purulenter Bronchitis und negativer Bakterienkultur liegt, den Autoren zufolge, unter anderem der Verdacht auf eine bislang unerkannte Asthmaerkrankung nahe.

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