Nach fünf Jahren

Gute Noten fürs Deutsche Zentrum für Lungenforschung

Vor fünf Jahren haben sich Forschungseinrichtungen zum Deutschen Zentrum für Lungenforschung vernetzt. Jetzt wurde eine positive Bilanz gezogen.

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LEIPZIG. "Wir sind Top in der Grundlagenforschung mit Publikationen in ,Science‘, ,Nature‘ oder ,Cell‘, bringen aber unsere Ergebnisse zu langsam an den Patienten." Diese Worte von Professor Tobias Welte beschreiben ein Forschungsdilemma der Vergangenheit, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Jahr 2011 veranlasst hat, die translationale Forschung in sechs Kerngebieten der Medizin zu fördern, darunter die Pneumologie.

 Entstanden ist das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL), ein Verbund aus fünf Standorten mit 23 Partnerinstitutionen. Der klare Auftrag lautete, dass sich die besten Forschungsinstitutionen Deutschlands vernetzen und gemeinsam die translationale Forschung vorantreiben sollen. Es galt zunächst zügig Strukturen zu schaffen, um neue Substanzen und Devices für die Patienten entwickeln zu können.

Beim 57. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Leipzig hat Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie der MH Hannover und DZL-Standortleiter in Hannover, eine positive Bilanz der bisherigen Arbeit gezogen: "Es ist gelungen, wesentliche Strukturen für eine vernetzte translationale Forschung aufzubauen.

Wir haben ein gemeinsames Datenmanagement etabliert, ein gemeinsames Umgehen mit Biomaterialdatenbanken, mit Bilddatenbanken, und wir haben ein absolut sicheres Datenschutzkonzept entwickelt. Drei Viertel aller Projekte sind standortübergreifende Gemeinschaftsprojekte". Zu fast allen großen pneumologischen Krankheitsbildern wurden große Kohorten und Register geschaffen, mit deren Hilfe sowohl die aktuelle Versorgung evaluiert als auch neue Medikamente getestet werden können.

Ein wesentlicher Gesichtspunkt sei die Zusammenarbeit mit Forschungszentren anderer Disziplinen, so Welte.

Es gibt gemeinsame Projekte mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung, etwa bei den Pneumonien, mit dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislaufforschung, etwa bei der Pulmonalen Hypertonie, und mit dem Deutschen Zentrum für Krebsforschung beim Lungenkrebs. Auch mit der Fachgesellschaft DGP ist man sehr eng vernetzt.

Welte nannte beispielhaft zwei Projekte, die in absehbarer Zukunft einen Nutzen für Patienten bringen könnten. In der Intensivmedizin forscht man an Makrophagen-Wachstumsfaktoren, die bei ARDS direkt in die Lungen installiert werden. Eine erste Phase IIa-Studie beim Menschen ist gestartet. Das zweite Projekt betrifft die Entwicklung einer künstlichen Lunge.

Welte: "Wir haben heute die Möglichkeiten geschaffen, eine extrakorporale Sauerstoff-Anreicherung und Kohlendioxid-Entfernung für einen längeren Zeitraum zu ermöglichen. Nun arbeiten wir daran, die Miniaturisierung weiter zu verbessern, die Blutseite der Membran mit menschlichen Epithelzellen zu beschichten und die Anschlüsse an das Gefäßsystem zu verbessern.

Persönlich glaube ich daran, dass wir in den nächsten zehn Jahren einen ersten chronischen Lungenersatz hinbekommen werden." Dem DZL gehören fünf Standortverbunde mit 23 vernetzten Partnerinstitutionen an:1. Das Conprehensive Pneumology Center in München,2. Das Translational Lung Research Center in Heidelberg,3. das Biomedical Research in Endstage and Obstructive Lunge Disease in Hannover,4. Das Universities of Giessen and Marburg Lung Center (inclusive Bad Nauheim),5. das Airway Research Center North in Borstel, Lübeck, Kiel und Großhansdorf. (DE)

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