Feinstaub-Debatte

Pneumologen beharren auf Recht trotz Rechenfehlern

Nach einer kritischen Analyse ihrer Berechnungen, räumen die Feinstaub-Grenzwert-Kritiker um Dieter Köhler Fehler ein. Zu ihrer Gesamtaussage stehen sie aber.

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Fahrverbote, sinnvoll oder Gängelei? Seine Kritiker mussten nun Rechenfehler eingestehen.

Fahrverbote, sinnvoll oder Gängelei? Seine Kritiker mussten nun Rechenfehler eingestehen.

© Robert Kneschke / stock.adobe.co

BERLIN. Nach ihrer Kritik an den Grenzwerten für Luftschadstoffe in einer Stellungnahme vor gut drei Wochen haben Lungenärzte um Dieter Köhler Fehler in ihren Berechnungen eingeräumt. An der Gesamtaussage, dass die gesundheitlichen Risiken durch Stickoxide und Feinstaub und die darauf basierenden Grenzwerte wissenschaftlich nicht hinreichend begründet seien, ändere sich jedoch nichts. Über die Rechenfehler in der Stellungnahme hatte zunächst die Berliner Tageszeitung „taz“ berichtet.

Die Experten um Köhler hatten bei ihrer Kritik an den Grenzwerten unter anderem erläutert, ein Raucher nehme bei einem Päckchen pro Tag in wenigen Monaten die gleiche Menge Feinstaub und Stickoxid auf, wie ein 80-jähriger Nichtraucher im Leben mit der Außenluft einatmen würde - soll heißen: so groß ist das Risiko durch diese Schadstoffe nicht, sonst müssten die meisten Raucher nach wenigen Monaten sterben.

Fehlerhafte Umrechnungen

Doch in der Rechnung stecken Fehler, verursacht durch fehlerhafte Umrechnungen und falsche Ausgangswerte, wie es in dem Bericht der „taz“ heißt.

Folge man der Logik Köhlers und korrigiere die Fehler, nehme ein Raucher durch Zigaretten erst in gut 6 bis 32 Jahren eine Stickstoffdioxid-Menge auf wie ein 80-Jähriger Nichtraucher zeit seines Lebens beim Einatmen von Außenluft. Bereits zuvor hatten Experten betont, der Vergleich zwischen einer anhaltenden Belastung wie etwa durch verschmutzte Luft und einer vorübergehenden hohen Belastung etwa beim Rauchen, sei nicht zulässig.

Auch die zur Berechnung herangezogenen Feinstaub-Werte im Zigarettenrauch seien falsch, heißt es in dem Zeitungsbeitrag weiter. Sie errechneten sich aus dem Kondensatgehalt der Zigaretten – umgangssprachlich Teer genannt –, für den es bereits seit 15 Jahren EU-weit einen deutlich niedrigeren Grenzwert gebe.

Aussage wird verteidigt

Insbesondere diese Berechnungen korrigierte das Team um Köhler nun in einer Ergänzung zu der Stellungnahme, an der Grundaussage aber halten die Fachärzte fest.

„Insgesamt ändern diese kleinen Korrekturen natürlich nichts an der Gesamtaussage, dass die sogenannten Hunderttausende von Toten durch Feinstaub und NO2 sowie die daraus verursachten Krankheiten in Europa nicht plausibel sind“, teilte Köhler mit. (dpa)

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