Neue Op-Technik für die getrübte Hornhaut

Für Patienten mit einer getrübten Augenhornhaut gibt es neue Operationstechniken, die schonender als bisherige Verfahren sind. Es sind keine Nähte mehr erforderlich. Und: Viele Patienten brauchen nach der Op keine Brille mehr.

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Darstellung des Stufenschnitts - Top-Hat-Konfiguration - am Auge.

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© Universitäts-Augenklinik Freiburg (3)

MÜNCHEN (eb). Mit neuen Operationstechniken lässt sich der Austausch einer getrübten Augenhornhaut auf die erkrankte Hornhautschicht beschränken.

Bisher wird dazu in der Regel die gesamte Hornhaut transplantiert. Mit den neuen Verfahren können die Patienten schon nach wenigen Tagen wieder gut sehen. Die Techniken sind allerdings nicht für alle Patienten geeignet, betont die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG).

Neue Hornhaut auch nach zehn Jahren noch klar

Etwa 4200 Hornhauttransplantationen gibt es jedes Jahr in Deutschland, wie die DOG mitteilt. Ist die Hornhaut eingetrübt - etwa durch eine Verletzung - kann ein Transplantat dem Patienten die Sehfähigkeit zurückgeben. Bislang wurde dafür die gesamte Hornhaut gegen eine Spenderhornhaut ausgetauscht.

"Die Ergebnisse der klassischen Transplantation sind ausgezeichnet", wird Professor Thomas Reinhard von der Universitäts-Augenklinik Freiburg in der Mitteilung zitiert.

"Die neue Hornhaut ist in mehr als 90 Prozent der Fälle auch nach zehn Jahren noch klar, und die meisten Patienten sind mit dem Ergebnis zufrieden", so der DOG-Vizepräsident.

Fäden begünstigen Infektionen

Diese perforierende Keratoplastik hat jedoch auch Mängel: Die Fäden, die das Transplantat während der Heilung mit dem Auge verbinden, begünstigen Infektionen.

Auch die Krümmung der Hornhaut ändert sich nach dem Eingriff mitunter: "Die Erholungszeiten sind relativ lang und die meisten Patienten brauchen nach der Operation eine Brille", wird Reinhard zitiert.

Diese Nebenwirkungen ließen sich vermeiden, wenn statt der gesamten Hornhaut nur der erkrankte Teil ersetzt würde. Dies ist bei einigen im Alter häufigen Augenerkrankungen möglich, da sie nur das Endothel betreffen.

"Krümmung der Hornhaut bleibt erhalten"

"Früher musste die Hornhaut aufgeklappt werden, um das innen liegende Endothel zu entfernen", berichtet Reinhard (Ophthalmologe 2011; 108: 805-806).

In den letzten Jahren haben Forscher Op-Techniken entwickelt, bei denen der Arzt nur das Endothel und die angrenzende Descemet-Membran entfernt. Am bekanntesten ist die "Descemet Stripping Automated Endothelial Keratoplasty" (DSAEK).

Sie sei aber nur eine von mehreren heute verwendeten Op-Techniken, so Reinhard. Heute erfolge der Eingriff durch eine kleine Öffnung in der Hornhaut. "Es sind keine Nähte notwendig, die Krümmung der Hornhaut bleibt erhalten", erläutert der Experte.

Jede zehnte Hornhauttransplantation nach der neuen Variante

Befund am Auge eines Patienten unmittelbar nach der Operation.

Viele Patienten brauchten zudem nach der Operation keine Brille, und die Erholungszeit verkürze sich auf wenige Wochen. Bei der perforierenden Keratoplastik könne es wesentlich länger dauern, bis die Patienten wieder gut sehen.

In Deutschland wird inzwischen jede zehnte Hornhauttransplantation mit den neuen Op-Verfahren gemacht. In den USA ist es bereits jede Dritte. Die DOG betont jedoch, dass die neuen Techniken noch weiterentwickelt werden müssen.

Nach der Op ins Bett

Nicht bei allen Patienten werde die gleiche Sehstärke wie bei dem herkömmlichen Verfahren erreicht. Ein optimales Ergebnis sei nur möglich, wenn sich das hauchdünne Transplantat faltenfrei an die Hornhaut anlegt. Dies wird durch Einspritzen von Luft in die vordere Augenkammer unterstützt.

Die Patienten müssen die erste Zeit nach der Operation in strenger Rückenlage im Bett verbringen.

Den Krankheitsbildern entsprechend entscheiden sich Augenärzte häufig bei der Behandlung älterer Menschen für die neuen Verfahren.

Bei jüngeren Patienten kommt eher die klassische Hornhauttransplantation infrage. Sie ist immer dann ohne Alternative, wenn größere Anteile der Hornhaut beschädigt sind.

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