Therapie der altersabhängigen Makuladegeration
Weniger kann mehr sein
BERLIN. Neue Daten zeigen: Injektionen zur Behandlung der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) sind bei vielen Patienten in deutlich selteneren Abständen notwendig als bisher angenommen. Diese Bilanz haben Experten auf dem Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) gezogen.
"Für die AMD-Spritzentherapie gilt: Weniger kann mehr sein", wird DOG-Präsident Professor Horst Helbig in einer Mitteilung der DOG zitiert. "Diese Erkenntnis stellt eine große Entlastung für Patienten wie Angehörige dar, die bei den Klinikbesuchen oft Unterstützung leisten müssen."
Mit der Einführung der Spritzentherapie vor zehn Jahren stand erstmals eine wirkungsvolle Behandlung der feuchten AMD zur Verfügung. "Die Anti-VEGF-Therapie war und ist ein Meilenstein", sagte Professor Frank Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn.
Krankeit kann gebremst werden
Holz weiter: "Wir können die Netzhauterkrankung damit zwar nicht heilen, aber über Jahre bremsen und weiteren Sehverlust verhindern." Die Vorgehensweise sah bis vor Kurzem monatliche Untersuchungen vor, bei denen der Arzt bei Bedarf das Medikament in örtlicher Betäubung ins Auge spritzte.
Diese Auffassung wurde nun in mehreren Studien auf den Prüfstand gestellt. So ist etwa in den USA das sogenannte "Treat and Extend"-Therapie-Schema mittlerweile weit verbreitet. Dabei behandelt der Augenarzt den Patienten zunächst dreimal monatlich. Danach therapiert er bei jedem weiteren Besuch.
"Allerdings wird das Intervall zum nächsten Termin immer um zwei weitere Wochen verlängert, wenn die Makula gut reagiert hat", so Holz. "Er wird dann nicht schon in vier, sondern erst in sechs, acht, zehn oder zwölf Wochen wieder in die Klinik einbestellt."
Auf maximal drei Monate können so die Behandlungsabstände gedehnt werden. Verkürzt werden muss allerdings, wenn sich neue Aktivitätszeichen der Erkrankung zeigen.
Entlastung für AMD-Kranke
Das Treat-and-Extend-Behandlungsschema ist medizinisch ebenso wirksam wie das bisherige Vorgehen mit monatlichen Besuchen, wie große Studien bilanzieren. "Die Behandlungsergebnisse sind gleich gut", erklärte Holz. "Aber für die Patienten sind längere Abstände zwischen den Spritzenterminen eine große Erleichterung."
Entlastet fühlen sich auch Angehörige, die ältere AMD-Betroffene in die Klinik begleiten müssen.Während etwa 66 Prozent der Augenärzte das Treat-and-Extend-System in den USA anwenden, sind die Experten in Europa noch zurückhaltend. "Diese Vorgehensweise wird sich sicherlich weiter verbreiten, auch in Deutschland", so Holz. (eb)