Infektionsgefahr?

Welche Keime unsere Brillen besiedeln – und wie wir sie loswerden

Wissenschaftler haben Studenten und Altersheimbewohnern die Brillen abgenommen – und auf Bakterien untersucht. Sie wurden reichlich fündig. Doch um die Infektionsgefahr zu senken, gibt es einen einfachen Trick.

Veröffentlicht:
Was befindet sich auf Brillen? Forscher haben sich die Keimbelastung der Sehhilfen angeschaut.

Was befindet sich auf Brillen? Forscher haben sich die Keimbelastung der Sehhilfen angeschaut.

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

FURTWANGEN. Forscher der Hochschule Furtwangen haben auf Brillen vor allem typische Haut- und Schleimhautbakterien identifiziert, vor allem der Gattung Staphylococcus (PLOS One 2018, online 28. November). Der Anteil an potenziell pathogenen Bakterienarten lag bei rund 60 Prozent. Diese Bakterien können ja vor allem bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem Krankheiten auslösen.

Es wurden auch Auslöser von Augenkrankheiten wie Konjunktivitis oder Endophthalmitis gefunden, etwa Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus hominis und Staphylococcus aureus. Von diesen Arten sind auch Antibiotika-resistente Varianten bekannt, erinnert die Hochschule in einer Mitteilung.

Brillenputztücher helfen

Durch Abreiben von Gläsern und kompletten Brillen mit feuchten Brillen-Reinigungstüchern wurde eine Keimreduktion um 94 bis 99 Prozent erzielt. Dabei wurden auch Reinigungstücher mit alkoholfreier Reinigungslösung getestet, die ja schonender zu Gestellen aus Kunststoff ist. Eine trockene Reinigung erzielte eine 85- bis 90-prozentige Reduktion.

„Für gesunde Menschen stellt ihre Brille sicher kein besonderes Infektionsrisiko dar“, wird der Mikrobiologe Professor Markus Egert von der Hochschule Furtwangen zitiert. „Bei häufig wiederkehrenden Augeninfekten oder einer nötigen MRSA-Sanierung sollte aber auch an eine Desinfektion der Brille gedacht werden.“

In weiteren Studien soll geklärt werden, ob Zusammenhänge zwischen der Brillenflora und wiederkehrenden Augeninfektionen bestehen können, teilt die Hochschule Furtwangen mit. Weiterhin soll geklärt werden, ob Brillen auch Verstecke für Antibiotika-resistente Keime wie MRSA sein können, besonders im klinischen Umfeld.

Bügel und Nasenpolster am meisten besiedelt

Für die Studie wurden 31 Brillen an je sieben Stellen (Rahmen, Nasenpolster, Gläser) mit Tupfern beprobt und nach der Anzucht auf Nährmedien die vorhandenen Bakterien untersucht. 21 Brillen stammten von Studierenden und Mitarbeitern der Hochschule Furtwangen, zehn von Bewohnern eines Altenheims.

„Alle untersuchten Brillen waren bakteriell besiedelt“, so Egert in der Mitteilung. „Am stärksten an Stellen mit direktem Hautkontakt wie Ohrbügel und Nasenpolster. Die geringste Keimdichte fand sich auf den Gläsern.“

Im Mittel über alle Stellen waren die Hochschul-Brillen nicht stärker besiedelt als die Altenheim-Brillen. Auf den Gläsern der Altenheim-Brillen wurden aber deutlich mehr Bakterien als auf den Hochschul-Brillen nachgewiesen. Eine mögliche Erklärung dafür: Die altersbedingte Sehschwäche der Seniorenheimbewohner fördert die Verkeimung der Gläser, weil sie diese seltener reinigen, denn Fingerabdrücke oder ähnliche Verschmutzungen auf den Gläsern fallen ihnen weniger auf.

Auf den Altenheim-Brillen sei zudem eine höhere Vielfalt an Bakterien (zehn Gattungen im Gegensatz zu zwei Gattungen auf den Hochschul-Brillen) gefunden worden, heißt es in der Mitteilung der Hochschule. Dazu passt: Auch die Hautflora wird mit zunehmendem Alter vielfältiger. (eb)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System