Galantamin in Retardform vereinfacht die Demenz-Therapie

BERLIN (otc). Der zur Therapie von Alzheimer-Patienten angewandte Cholinesterase-Hemmer Galantamin ist jetzt als Reminyl® 1 x täglich auch in Retardform zugelassen. Die neue galenische Form muß nur einmal täglich eingenommen werden. Das wirkt sich positiv auf die Compliance der Patienten aus.

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Die Zuverlässigkeit, mit der Medikamente eingenommen werden, sinkt bekanntlich mit zunehmender Zahl der täglichen Einzeldosen. Daran hat Professor Alexander Kurz aus München beim Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie in Berlin erinnert. Wird ein Mittel einmal täglich eingenommen, liegt sie noch bei 79 Prozent, bei viermal täglicher Einnahme aber nur noch bei 51 Prozent.

Gerade bei Demenz-Kranken sei zudem die Fähigkeit, selbständig Medikamente in der richtigen Dosierung und zur richtigen Zeit einzunehmen, bereits früh eingeschränkt. Besonders große Probleme hätten dabei Patienten, die alleine leben, gab Kurz bei der Einführungs-Pressekonferenz des Unternehmens Janssen-Cilag zu bedenken.

Aus praktischen Erwägungen sei deshalb eine Retardform entwickelt worden. Die Bioverfügbarkeit des neuen Präparates sei identisch mit der des bisherigen Galantamin-Mittels Reminyl®, das zweimal täglich angewandt wird. Mit der Retardform seien die Plasmakonzentrationen aber gleichmäßiger.

Der Psychiater stellte eine dreiarmige Studie vor, in der retardiertes Galantamin (8 mg einmal täglich) mit nicht retardiertem Galantamin (zweimal täglich 4 mg) und Placebo verglichen wurde (Neurology 62, 2004, 317).

Teilgenommen haben 965 Patienten mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz. Die Patienten waren im Mittel 76 Jahre alt und hatten im MMST (Mini Mental Status Test) im Mittel 18 Punkte. Die Galantamin-Dosis wurde alle vier Wochen um jeweils 8 mg erhöht, die individuelle Enddosis war flexibel und betrug maximal 24 mg pro Tag.

Innerhalb eines halben Jahres besserten sich die kognitiven Leistungen (ADAS-cog-Test) mit zweimal täglich Galantamin und mit der neuen Retardform ähnlich stark und im Vergleich zu Placebo signifikant. Außerdem kam es mit beiden Therapien zu einer ähnlichen Stabilisierung der Alltagskompetenz. Unerwünschte Ereignisse traten meist während der Einstellphase auf, waren aber unter der Retardform seltener, so Kurz.

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