Bei aggressiven Demenz-Kranken sind oft Neuroleptika hilfreich

FRANKFURT / MAIN (djb). Jede Demenz-Therapie muß einem multimodalen Konzept folgen. Das hat jetzt erneut Professor Ingo Füsgen von den Geriatrischen Kliniken Wuppertal betont. Außer einer Basistherapie mit einem Antidementivum gegen die kognitiven Störungen müßten Demenz-Patienten auch eine konsequente Behandlung bei Verhaltensstörungen erhalten.

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Der dritte Konsensus der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie und der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie vom Oktober 2004 faßt den aktuellen Stand der Therapie bei Demenz-bedingten Verhaltensstörungen zusammen: Bei rein affektiven Störungen sollte zunächst nicht-medikamentös behandelt werden. Treten aber zusätzlich beeinträchtigende psychotische Symptome wie Reizbarkeit oder schwere Aggressivität mit Selbst- und Fremdgefährdung auf, werde eine medikamentöse Therapie mit einem atypischen Neuroleptikum empfohlen, berichtete Füsgen bei einer vom Unternehmen Janssen-Cilag unterstützten Veranstaltung.

Als mögliche Indikation wurden Verhaltensstörungen ohne Wahnanteile definiert. In der Realität herrschten jedoch Mischformen vor. Oft sei eine Doppelstrategie aus nicht-medikamentösen und medikamentösen Maßnahmen indiziert, sagte Füsgen in Frankfurt/Main.

Die Indikationen für Neuroleptika bei Demenz-bedingten Verhaltensstörungen sollten streng gestellt und die Patienten engmaschig kontrolliert werden, waren sich die Teilnehmer der Konferenz einig. Bedingungen für die medikamentöse Therapie seien schwere Symptome und das subjektive Leiden der Patienten und ihrer Angehörigen. Bei Patienten mit zerebrovaskulären Risikofaktoren sollte das individuelle Nutzen-Risiko abgewägt werden.

Als einziges atypisches Neuroleptikum erfülle derzeit Risperidon (Risperdal®) die Forderungen des Konsensus, so Füsgen: Es wird bei Patienten angewandt, die bei schwerem chronisch aggressivem Verhalten sich oder andere gefährden oder die unter erheblich beeinträchtigenden psychotischen Symptomen leiden. Die Anwendung stützt sich auf eine breite Datenbasis, die eine signifikante Wirksamkeit bei dieser Indikation sowie eine gute Verträglichkeit belegt.

Die Anwendung älterer Neuroleptika sei dagegen kritisch zu sehen, betonte der Gerontopsychiater. Gerade ältere Patienten reagierten auf hochpotente Neuroleptika empfindlich mit extrapyramidal-motorischen Störungen und litten bei niederpotenten oft unter starker Sedierung sowie anticholinergen Effekten.

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