Musik- und Kunsttherapie entspannen bei Demenz

FRANKFURT/MAIN (saw). Jeder Demenz-Patient entwickelt im Laufe seiner Erkrankung eine Verhaltensstörung, gegen die er dann meist besser behandelbar ist als gegen die kognitiven Störungen selbst. In der Therapie wegen der Verhaltensstörung sollten dabei zunächst nicht-medikamentöse Behandlungsansätze zum Zuge kommen.

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Blieben diese erfolglos, dürfe aber keinem Patienten eine spezifische pharmakologische Intervention vorenthalten werden, "nur weil er oder sie dement ist." Darauf wies Privatdozent Hans Gutzmann vom Krankenhaus Hedwigshöhe in Berlin bei der 7. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie in Frankfurt/Main.

Verhaltensstörungen bei Demenz betreffen vor allem Störungen des Antriebs wie Apathie, Unruhe und Aggressivität sowie Veränderungen des Eßverhaltens und des Schlaf-Wachrhythmus. Viele Demenzpatienten litten zudem unter Wahnvorstellungen, visuellen Halluzinationen und illusionärer Situationsverkennung, so Gutzmann bei einem Satelliten-Symposium von Eisai und Pfizer.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen bei Unruhezuständen und aggressivem Verhalten sind Musik- und Kunsttherapie, bei abendlicher Unruhe und Schlafstörungen Lichttherapie. Depressive Verstimmungen können auf Massagen oder Aromatherapie ansprechen. Auch Ansätze wie Streichelzoo oder Hundebesuchsprogramm könnten erfolgreich sein.

Man sei gut beraten, so der Demenz-Experte, sich über frühere Vorlieben des Patienten zu informieren, um diese für die Therapie zu nutzen. Verabschieden müsse man sich allerdings von der Vorstellung, daß jedes problematische Verhalten verläßlich und dauerhaft veränderbar sei.

Und worauf ist bei der Pharmakotherapie bei Verhaltensstörungen von Dementen zu achten? Zunächst sollte der Effekt des Antidementivums auf die Verhaltensstörungen beurteilt werden, bevor zusätzlich Psychopharmaka verordnet werden, so Gutzmann. Acetylcholinesterase-Hemmer wie Donepezil (Aricept®) etwa könnten außer ihrem kognitiven Effekt Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Agitiertheit bessern.

Bei Depressionen seien Serotoninwiederaufnahmehemmer günstig. Sie können mit Antidementiva kombiniert werden, haben weniger unerwünschte Effekte als trizyklische Antidepressiva und wirken angstlösend. Antipsychotika sollten nur niedrig dosiert verordnet werden, da die Gefahr extrapyramidaler motorischer Störungen wegen des Alters der Patienten und der Hirnschädigung stark erhöht sei, so Gutzmann. Hochpotente Neuroleptika sollten auf keinen Fall großzügig zur Verhaltensverbesserung verwendet werden. Aggressivität und Feindseligkeit würden auch mit Antiepileptika oder Phasenprophylaktika verringert.

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