KOMMENTAR
Mehr als nur verbesserungswürdig
Wäre es nicht so traurig, müßte man fast darüber lachen. Worüber? Über die Feststellung der Arzneimittelkommission, daß die Versorgung der Demenz-Kranken in Deutschland verbesserungswürdig sei. Die Versorgung ist mehr als nur verbesserungswürdig.
Denn schon gegenwärtig ist sie miserabel. Und die demographische Entwicklung (und die ökonomische Entwicklung Deutschlands wahrscheinlich auch) wird dazu führen, daß sie in naher Zukunft katastrophal sein wird. Warum: Die medizinische Forschung kommt, wenn überhaupt, kaum voran. Eine kausale Therapie für Alzheimer-Kranke ist nicht einmal in Sicht.
Die derzeitig möglichen therapeutischen Chancen werden immer noch nicht ausreichend genutzt, wie Professor Josef Gertz bei der Präsentation der neuen Leitlinien zur Demenz am Donnerstag vergangener Woche kritisierte.
Der Internist Peter Sawicki, Leiter des für die medizinische Versorgung so wichtigen Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Medizin, hält im Gegensatz zu so gut wie allen Experten Anti-Dementiva sowieso für überflüssig, weil angeblich unwirksam. Und die politisch Verantwortlichen wissen zwar um das Problem und halten auch bei dieser oder jener Gelegenheit schöne Reden dazu.
Aber bei etwas Licht betrachtet ist eigentlich nichts oder wenig zu erkennen, was wirklich Hoffnung macht. Und wäre da irgendetwas irgendwo am Horizont zu erkennen, könnten Pessimisten immer noch zu Recht den Philosophen Nietzsche zitieren, wonach die Hoffnung das schlimmste Übel aller Übel sei.