Psychiater für neue Regeln bei Demenz

WEIMAR (tra). Der Gesetzgeber sollte nach Ansicht der Bundesarbeitsgemeinschaft der Träger psychiatrischer Krankenhäuser (BAG) die Trennung der Kostenübernahme zwischen Kranken-, Pflegeversicherung und Sozialhilfe bei Demenzkranken neu regeln.

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Einen entsprechenden Appell formulierte die BAG auf ihrer Frühjahrstagung Ende April im Sächsischen Krankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Altscherbitz in Leipzig-Schkeuditz. Die BAG-Vertreter sahen die getrennte Kostenverantwortung von Kranken- und Pflegeversicherung als "volkswirtschaftlich fragwürdig" an. "Unser sektorisiertes Sozialleistungssystem erschwert optimierte Behandlungs- und Betreuungsprozesse", resümierte Hübner.

Clearingstelle soll Kosten gerecht verteilen

Beispielsweise verringere eine adäquate und frühzeitige medikamentöse Therapie die Gesamtkosten der Versorgung von Demenzkranken. Werde nicht therapiert, komme es zu höheren Ausgaben bei der Pflegeversicherung und der Sozialhilfe. Denkbar wären laut BAG-Geschäftsführer Jürgen Vöckel ein gemeinsamer Kostentopf oder eine Clearingstelle. Das Prozedere müsse "entbürokratisiert" werden, so Vöckel.

Hausärzte seien erste Ansprechpartner für Menschen mit Demenz, die zu Hause lebten und bedürften daher zunehmend fachlicher Unterstützung durch die Gerontopsychiatrie, so der Tenor der Tagung. "Die psychiatrischen Krankenhäuser müssen ihre gerontopsychiatrische Fachkompetenz wirkungsvoller mit der Allgemeinmedizin verknüpfen", so der BAG-Vorsitzende Joachim Hübner. Die Institutsambulanzen der psychiatrischen Krankenhäuser könnten notwendige therapeutische Hilfe anbieten.

Der BAG fordert zudem den Ausbau des gerontopsychiatrischen Versorgungssystems und spricht sich für die engere Zusammenarbeit zwischen Vertretern der Gerontopsychiatrie, den geriatrischen und internistischen Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern und den Einrichtungen der Altenhilfe aus. Unverständlich ist Hübner zufolge, dass Krankenhäuser bei Abrechnungsprüfungen immer wieder die Kostenübernahme der Behandlung von Altenheimbewohnern durch Institutsambulanzen psychiatrischer Krankenhäuser ablehnten.

Fachärzte sind bei psychischen Erkrankungen gefragt

Im Jahr 2020 wird knapp jeder vierte Einwohner Deutschlands älter als 65 Jahre sein. Im Jahr 2050 wird das sogar auf fast jeden dritten Bürger der Bundesrepublik zutreffen. Bis zu 30 Prozent der Menschen dieser Altersgruppe litten unter psychischen Erkrankungen, bis zu 10 Prozent mit einer Intensität, die eine fachärztliche Intervention erfordere, berichtete der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie, Professor Dr. Hans Gutzmann auf dem Kongress. Bei drei von vier Fällen handele es sich um Demenz. Schätzungen gingen von etwa 2,5 Millionen Demenzkranken in der Bundesrepublik bis zum Jahr 2030 aus.

Die zweite große Gruppe psychischer Alterserkrankungen stellten depressive Störungen dar. Bei alten Menschen mit gleichzeitig bestehenden körperlichen Erkrankungen dürften diese Krankheiten unter keinen Umständen unterschätzt werden.

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