Kommentar
Keine Neuroleptika zur Dauertherapie!
Es ist ein Dilemma, das sich nicht so leicht lösen lässt: Demenzkranke in Pflegeheimen sind oft unruhig und aggressiv. Eine adäquate Beschäftigung mit den Bewohnern könnte zwar schon viele der Verhaltensstörungen lindern, dafür fehlen aber meist Zeit und Personal.
Der Griff zum Neuroleptikum, am besten noch zum billigen und stark sedierenden Haloperidol, liegt da nahe. Und wenn das Medikament erst einmal die gewünschte Wirkung entfaltet, denkt häufig niemand mehr daran, es eines Tages auch wieder abzusetzen. Das ist verständlich, hat mit leitliniengerechter Therapie aber nicht das Geringste zu tun.
Ohne Zweifel wird man bei schwer Demenzkranken nicht gänzlich ohne Neuroleptika auskommen, doch die Medikamente sind nicht zur Dauerbehandlung geeignet, wie sie bei einem Drittel der Demenzkranken zu vermuten ist. Denn die Mittel verkürzen nicht nur das Leben, langfristig kehren die Verhaltensstörungen trotz Therapie oft wieder zurück.
Ärzte, die Heime betreuen, können daher einiges für die Sicherheit von Demenzpatienten tun, wenn sie die Neuroleptika-Verordnungen regelmäßig überprüfen und den Pflegekräften nicht jedem Wunsch nach Sedierung der Heimbewohner erfüllen.
Lesen Sie dazu auch den Bericht: Haloperidol - im Pflegeheim keine gute Idee