Demenz

Sechs Prinzipien gegen den Zielkonflikt

Besonders schwer zu lösen sind therapeutische Zielkonflikte bei der Behandlung von demenzkranken Patienten. Aber es gibt Abhilfe.

Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Viele Krankheiten, viele Behandlungsziele. Insofern sind Konflikte der zu erreichenden Behandlungsziele bei multimorbiden Menschen programmiert, also besonders bei geriatrischen Patienten.

So ist die adäquate Blutdruckeinstellung einerseits günstig für die kardiovaskuläre Situation und sie reduziert darüber hinaus das Risiko für eine Demenzerkrankung.

Andererseits können orthostatische Hypotonien Stürze provozieren - eine Schenkelhalsfraktur bei vorliegender Osteoporose würde eine lebensbedrohliche Gefahr darstellen. Besonders schwer zu lösen sind solche Zielkonflikte bei der Behandlung von Demenzkranken.

Der Hamburger Geriater Privatdozent Dr. Daniel Kopf hat daher sechs Handlungsprinzipien aufgestellt, die helfen können, solche Zielkonflikte zu lösen:

  1. Die Indikation zur medikamentösen Therapie der Begleiterkrankungen muss stadienabhängig regelmäßig neu bewertet werden. So kann zum Beispiel bei Diabetes mellitus die antidiabetische Medikation reduziert oder vereinfacht werden, nicht zuletzt wegen des stattfindenden Gewichtsverlusts.
  2. Befristet indizierte Medikamente müssen regelmäßig überprüft und nach Wegfall der Indikation abgesetzt werden. Werden zum Beispiel aktuell keine nichtsteroidalen Analgetika mehr verabreicht, ist womöglich auch kein Präparat zum Magenschutz erforderlich.
  3. Nutzen und Risiken der pharmakologischen Therapie sollten im Verlauf der einzelnen Erkrankung neu gewichtet werden.
  4. Indikationen und Therapieziele müssen regelmäßig neu hierarchisiert werden. So verlieren sekundärprophylaktische Erwägungen mit zunehmendem Alter und mit fortschreitender Demenz an Bedeutung im Vergleich zur aktuellen Symptomkontrolle.
  5. Es sollten Medikamente mit altersgerechter Pharmakokinetik und mit geringem Interaktionspotenzial bevorzugt werden. Besonders berücksichtigen muss man hierbei hepatisch metabolisierte Arzneimittel. Medikamente mit retardierter Wirkung haben Vorteile. Orientierung gibt zum Beispiel die Priscus-Liste (www.priscus.net). Dort sind mehr als 80 Wirkstoffe gelistet, die bei Senioren potenziell Probleme bereiten können. Die Hauptautorin der Liste, die Wuppertaler Pharmakologin Professor Petra Thürmann, betont jedoch, dass es sich dabei keinesfalls um eine Verbotsliste handele.
  6. Bevorzugt werden sollten Arzneimittel mit altersgerechter Darreichungsform und Wirkdauer. Einfache Therapieschemata und möglichst wenige Einnahmezeitpunkte fördern die Therapietreue.

(ner)

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