Forschung

Viel Beta-Amyloid plus Depression, häufiger Demenz

Eine Depression oder Angststörung scheint das Risiko für eine Demenz zu vervielfachen, wenn das Gehirn viel Beta-Amyloid enthält.

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Depressive haben bekanntlich ein erhöhtes Alzheimerrisiko, auf der anderen Seite werden Patienten mit einer beginnenden Demenz häufig depressiv. Die Frage ist also: Was kommt zuerst - die Demenz oder die Depression?

Nach Ergebnissen einer PET-Studie ist wohl beides möglich: Tritt eine deutliche Beta-Amyloid-Ablagerung im Gehirn zusammen mit einer Depression auf, ist das Risiko für leichte kognitive Beeinträchtigungen (MCI) am höchsten.

Zu diesem Schluss kommen Forscher um Jennifer Neureiter von der Universität in Salzburg anhand einer Auswertung der Mayo Clinic Study of Aging (MCSA). Sie analysierten Daten von 950 älteren Probanden, die sich zum Studienbeginn einer PET-Untersuchung auf Beta-Amyloid und einer neuropsychiatrischen Untersuchung unterzogen hatten.

Alle Teilnehmer waren zunächst kognitiv unauffällig, im Median wurden sie 28 Monate nachbeobachtet. Bei 57 der Patienten (6 Prozent) stellten die Studienärzte zu Beginn eine Depression fest, bei 48 (5 Prozent) eine Angststörung.

Während der Nachbeobachtungszeit entwickelten 91 Teilnehmer (9,6 Prozent) eine leichte kognitive Beeinträchtigung (MCI), bei etwas mehr als der Hälfte (49 Personen) waren zum Studienbeginn bei der PET-Untersuchung erhöhte Beta-Amyloid-Werte im Gehirn festgestellt worden. Solche Personen haben bekanntlich ein erhöhtes MCI- und Demenzrisiko.

Verglichen mit den Teilnehmern ohne erhöhte Amyloidlast und ohne Depression war die MCI-Inzidenz bei solchen mit Amyloid, aber ohne Depression um 42 Prozent erhöht, bei solchen mit Amyloid und Depression um knapp 260 Prozent.

Ähnliches ließ sich bei Patienten mit Angststörungen feststellen: Hier war die MCI-Inzidenz sogar um 440 Prozent erhöht, wenn eine hohe Beta-Amyloid-Last und eine Angststörung zusammentrafen. Das Team um Neureiter geht daher von einem synergistischen Effekt zwischen Amyloiddeposition und psychischen Problemen aus.

Allerdings sind auch andere Szenarien vorstellbar. So kommt es bei einer Demenz oft zu einer frühen Degeneration im Locus caeruleus. Diese könnte die monoaminerge Transmitterproduktion empfindlich treffen und daher eine Erklärung für Angststörungen und Depressionen liefern, die möglicherweise bei einem Teil der Patienten noch vor den kognitiven Defiziten in Erscheinung treten. Danach wären Ängste und Depressionen eher eine Folge der Neurodegeneration.

Ein Problem bei der Studie ist neben dem geringen Anteil von Teilnehmern mit Angststörungen und Depressionen die kurze Nachbeobachtungsdauer von kaum mehr als zwei Jahren. So lässt sich nicht wirklich gut ermitteln, wie psychische Probleme, Beta-Amyloid-Ablagerungen und MCI zeitlich zusammenhängen. (mut)

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