Studie lässt aufhorchen

Neue Hoffnung auf wirksame Alzheimer-Therapie

Lässt sich der Krankheitsverlauf bei Alzheimer mittels Antikörper doch bremsen? Erstmals deutet sich ein solcher Erfolg in einer größeren Studie an. Das weckt Hoffnungen.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Bei einer Demenz wie Alzheimer vergessen viele Erkrankte auch ihren Namen.

Bei einer Demenz wie Alzheimer vergessen viele Erkrankte auch ihren Namen.

© Osterland / stock.adobe.com

CAMBRIDGE Es ist ein Hoffnungsschimmer – mehr zunächst aber nicht, schließlich stammen die Ergebnisse erst aus einer Phase-II-Studie. Vielversprechende Resultate in Phase II gab es bei neu entwickelten Alzheimermitteln aber schon viele, und keines ließ sich bislang in großen Zulassungsstudien replizieren.

Was die Studie mit dem gegen Beta-Amyloid gerichteten Antikörper BAN2401 besonders macht, ist jedoch die Größe mit 856 Teilnehmern – sie entspricht der Dimension vieler Phase-III-Studien. Ein positives Ergebnis hier lässt also aufhorchen.

Doch mit der Interpretation des Ergebnisses dürfte es nicht ganz einfach werden, denn im Dezember 2017 wurde noch ein negatives Resultat der Studie zu einer Auswertung über zwölf Monate hinweg verkündet.

Zu einem positiven Ausgang nach 18 Monaten führte offenbar nicht nur die längere Laufzeit, sondern auch die Statistik: Die Forscher hatten gehofft über eine Bayessche Analyse nach zwölf Monaten schneller zum Ziel und damit in Phase III zu kommen, wie aus einer Pressemitteilung der Hersteller Biogen und Eisai hervorgeht. Das hat aber nicht funktioniert.

"Mit vordefinierten konventionellen statistischen Methoden ließ sich jedoch eine signifikante Verlangsamung der Krankheitsprogression unter der höchsten Dosierung nach zwölf Monaten nachweisen", heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung, in der die sogenannten Top-line-Resultate bekannt gegeben wurden.

Sie richten sich primär an Investoren, eine detaillierte Veröffentlichung auf Kongressen und in Fachzeitschriften erfolgt später.

Dosisabhängige Effekte

Teilnehmer der Studie waren Patienten mit ersten kognitiven Einschränkungen oder einer leichten Alzheimerdemenz. Bei allen war zudem per PET oder Liquordiagnostik eine Alzheimerpathologie nachgewiesen worden – sie lagerten also übermäßig Beta-Amyloid im Gehirn ab.

Die Teilnehmer bekamen vier verschiedene Dosierungen des Antikörpers (2,5–10 mg) oder Placebo alle zwei Wochen per Infusion.

BAN2401 ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der sich gegen lösliche und als besonders toxisch geltende Beta-Amyloid-Aggregate richtet.

Als primären Endpunkt für die Auswertung mit konventioneller Statistik wählten die Studienärzte einen Kombinationsscore aus ADAS-Cog, Mini-Mental-Status-Test und Clinical Dementia Rating Sum of Boxes (CDR-SB).

Nach dieser Skala mit der Bezeichnung ADCOMS sei die Krankheit mit der höchsten Dosis signifikant langsamer vorangeschritten als unter Placebo, heißt es in der Mitteilung.

Bereits nach sechs Monaten habe es signifikante Abweichungen zum Placeboarm gegeben – bei Anwendung der konventionellen Statistik.

Insgesamt seien dosisabhängige Effekte sowohl beim ADCOMS als auch der Amyloidlast beobachtet worden, Letztere ließ sich mit der höchsten Dosis signifikant senken.

Als unerwünschte Wirkungen seien vor allem infusionsbezogene Effekte aufgetreten, zudem hätten in der Bildgebung etwa zehn Prozent der Teilnehmer Hirnödeme gezeigt – ein Effekt, der bei Anti-Amyloid-Antikörpern gut bekannt ist.

Da letztlich aber nur ein Bruchteil der Teilnehmer die höchste Dosierung erhalten hat, wird auch hier erst eine große Phase-III-Studie klar zeigen können, ob an den therapeutischen Effekten etwas dran ist.

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