Acarbose reduziert das Risiko für Herzinfarkte erheblich

BERLIN (grue). Bei Typ-2-Diabetikern reduziert das orale Antidiabetikum Acarbose das Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen erheblich. Das ergibt sich aus einer Metaanalyse Placebo-kontrollierter Langzeitstudien.

Veröffentlicht:

Die Daten stammen aus sieben kontrollierten Studien mit insgesamt 2200 Typ-2-Diabetikern, die verschiedene antidiabetische Basistherapien und zusätzlich Placebo oder Acarbose (Glucobay®) erhielten. Die mittlere Behandlungsdauer betrug elf Monate. Wie Privatdozent Christian Schneider von der Universitätsklinik Köln auf einer Veranstaltung des Unternehmens Bayer in Berlin berichtet hat, gab es in der Acarbose-Gruppe signifikant weniger kardiovaskuläre Ereignisse. Sie betrafen im Beobachtungszeitraum sechs Prozent der Patienten im Vergleich zu neun Prozent aus der Placebogruppe.

Was die Häufigkeit von Myokardinfarkten betrifft, fiel der Unterschied noch deutlicher aus: Die Risikoreduktion betrug dabei 68 Prozent. "Hochgerechnet auf zehn Jahre beträgt das Risiko für kardiovaskulären Tod und Herzinfarkt bei Patienten ohne Acarbose-Therapie 24 Prozent", in der Acarbose-Gruppe liegt es aber nur bei zehn Prozent", sagte Schneider.

Der gefäßprotektive Effekt von Acarbose lasse sich auch aus den Ergebnissen der STOP NIDDM-Studie ablesen, so Schneider. Darin waren Prädiabetiker mit gestörter Glukosetoleranz mindestens drei Jahre lang mit Acarbose oder Placebo behandelt worden. In der Verum-Gruppe kam es zu weniger Diabetes und zu nur halb so vielen kardiovaskulären Ereignissen. Außerdem wuchs die Intima-Media-Dicke der Karotiden im Acarbose-Studienarm langsamer.

"Offenbar verzögert die Acarbose auch die Gefäßverkalkung", resümierte Schneider. Der Alpha-Glukosidasehemmer senke über verschiedene Effekte das Herzinfarktrisiko. "Er reguliert den postprandialen Blutzuckerspiegel, reduziert die Hypertonie-Rate und verbessert den Lipidstoffwechsel". Davon profitieren nicht nur Diabetiker, sondern auch Patienten mit gestörter Glukosetoleranz. Deshalb habe Acarbose auch in der Sekundärprävention seinen festen Platz, sagte Schneider. Denn: Nach einem Herzinfarkt entwickelt jeder dritte Patient innerhalb weniger Monate einen Prädiabetes, der das Rezidivrisiko erhöht.

Mehr zum Thema

Im Vorfeld des Deutschen Diabetes Kongresses

Fachgesellschaft: Diabetologie muss bei Klinikreform mitgedacht werden

„Bedrohliche Pflegeplatzlücke“

Pflegeverband sorgt sich um die Versorgung in Altenheimen

Kardiorenaler Schutz bei Typ-2-Diabetes mit chronischer Nierenerkrankung

Frühe Diagnostik und leitliniengerechte Risikosenkung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen