Diabetiker nach Infarkt brauchen straffe Therapie

MÜNCHEN (hbr). Typ-2-Diabetiker mit Herzinfarkt sollten wegen ihrer Risikofaktoren so intensiv wie möglich behandelt werden. Dabei ist der Blutzuckerspiegel ein wichtiger Prädiktor für die Langzeit-Sterberate. Nach welchem Insulintherapie-Schema der Blutzucker gesenkt wird, scheint dabei egal zu sein.

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Die Studienergebnisse der DIGAMI-2-Studie (Diabetes and Insulin-Glucose Infusion in Acute Myocardial Infarction) wurden von den Professoren Lars Rydén und Klas Malmberg vom Stockholmer Karolinska-Institut beim Diabeteskongreß in München diskutiert. Etwa, daß Statine und Betablocker ähnlich wichtig sind wie die Blutzuckersenkung.

      Ergebnisse der DIGAMI-2-Studie haben Diabetologen überrascht.
   

Die Ergebnisse von DIGAMI-2 haben Diabetologen überrascht. Denn eigentlich sollte die Studie helfen, die DIGAMI-1-Ergebnisse zu klären. In DIGAMI-1 hatte eine Insulin-Glukose-Infusion (IG) in den ersten 24 Stunden nach Infarkt und eine dreimonatige intensive Insulintherapie bei Diabetikern die Sterberate erheblich verringert.

Ob das an der akuten oder der Dauer-Insulintherapie lag, sollte in DIGAMI-2 mit 1253 Patienten geklärt werden. Die Patienten der Gruppe 1 erhielten wie in der ersten Studie eine IG-Infusion mit intensiver Insulintherapie. Die Patienten der Gruppe 2 bekamen nach der Infusion eine von ihren Ärzten gewählte Therapie, und die Patienten der Gruppe 3 wurden ebenso behandelt, aber meist ohne Infusion.

Der Erfolg der Insulin-Therapie aus der ersten Studie konnte aber nicht reproduziert werden. Nach zwei Jahren unterschieden sich die Sterberaten in den Gruppen nicht: Beide Insulinschemata nutzten nicht mehr als die konventionelle Therapie. Das ist das Gegenteil dessen, was erwartet worden war.

Aber: Bezogen auf das schwedische Koronar-Register war die Gesamtsterberate der Patienten mit 18 Prozent so niedrig wie bei Nichtdiabetikern. Obwohl doch schon fast als Gesetz gilt, daß die Prognose von Diabetikern nach Infarkt schlechter ist als bei Nicht-Diabetikern: Erwartet hatte man 22 Prozent.

Ursache der auffallend geringen Sterberate ist wohl, daß die Infarktpatienten im Krankenhaus und danach intensiv behandelt wurden, so die beiden schwedischen Kardiologen. 80 Prozent der Patienten erhielten einen Betablocker, 63 Prozent einen ACE-Hemmer, 90 Prozent ASS und 65 Prozent ein Statin.

Der Anteil der Patienten mit einem Statin nahm in der Studie sogar weiter auf 80 Prozent zu. Die Verteilung war in allen Gruppen ähnlich. Verschiedene Ergebnisse wären also den glukosesenkenden Therapien zuzurechnen gewesen. Diese hatten aber ähnliche HbA1c-Werte ergeben, ähnliche Mortalitätsraten, und auch die nichttödlichen Re-Infarkte und Schlaganfälle verteilten sich gleichmäßig.

Verglich man jedoch Patienten, die Betablocker erhalten hatten, mit denen ohne - und zwar egal, in welcher Gruppe sie waren - war die Ereignisrate mit Betablockern um 35 Prozent geringer. Mit einer Statintherapie nahm sie sogar um 44 Prozent ab im Vergleich zu Patienten, die keine erhielten, so Malmberg. Die Ereignisrate korrelierte mit dem Nüchternblutzucker: "Ein Anstieg um 54 mg/dl erhöhte das Mortalitätsrisiko um 20 Prozent."

Sein Fazit: "Diabetiker mit Herzinfarkt sollten mit allen Mitteln, etwa mit Betablockern und Statinen, so intensiv wie möglich behandelt werden. Auch der Blutzucker ist möglichst streng einzustellen."

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