Bei Hypoglykämie ist Spurensuche angesagt

WIESBADEN (hbr). Bei Diabetikern mit Hypoglykämien muß unbedingt nach dem Grund gesucht werden. Oft sind es nur triviale Fehler. Oder ein Folgeschaden ist die Ursache. Auch eine Schein-Hypoglykämie kann vorliegen.

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Wer aus einer langfristig schlechten Stoffwechsellage zu rasch auf normnahe Werte therapiert wird, macht leicht Bekanntschaft mit den Symptomen einer Pseudo-Hypoglykämie, etwa Adrenalinanstieg mit Zittern und Nervosität. "Das ist genauso unangenehm wie eine echte Hypoglykämie", sagte Dr. Rolf Renner aus München beim Internistenkongreß in Wiesbaden.

Bei echten Unterzuckerungen kann die Insulinapplikation das Problem sein. Bei intramuskulärer statt subkutaner Injektion zum Beispiel ist die Aufnahme von NPH-Verzögerungsinsulin zu schnell. Weil das Insulin dann schneller weg ist, wirkt es auch noch kürzer als sonst. Beim Basalinsulin Semilente® besteht bei Injektion am Abdomen die Gefahr, daß der Wirkspiegel stark ansteigt, und einer Hypoglykämie.

Normalinsulin wiederum sollte, wenn es mit NPH-Insulin kombiniert wird, vor dem Abendessen besser in den Bauch als in den Oberschenkel gespritzt werden: "Am Oberschenkel bleibt es länger erhalten", so Renner.

Es kann dann mit dem zur Nacht injizierten NPH-Insulin überlappen und gegen drei Uhr morgens zur Unterzuckerung führen. Bei Patienten mit stark schwankenden Glukosewerten sei oft mit dem basalen Insulindetemir (Levemir®) eine Stabilisierung erreichbar, so Renner. Damit ließ sich bei Typ-1-Diabetikern die Hypoglykämierate in kurzer Zeit reduzieren.

Eine diabetische Gastroparese mit verzögerter Magenentleerung macht Probleme, wenn das Mahlzeiteninsulin schon wirkt, der Magen die Nahrung aber nicht transportiert hat. Diese Patienten sollten vor der Morgenspritze eine Broteinheit Orangensaft trinken, etwa ein halbes Glas voll, empfahl Renner bei der von Novo Nordisk unterstützten Veranstaltung.

Denn die postprandialen Hypoglykämien kommen nach dem Frühstück, nicht nach dem Mittag- oder Abendessen. Andere Patienten rutschen in zu niedrige Blutzuckerbereiche, weil sie ihre Mahlzeiten falsch berechnen. Oder ihr Korrekturfaktor zur Senkung hoher Glukosewerte stimmt nicht: Wenn er 1 : 30 beträgt, der Patient aber davon ausgeht, eine Einheit Insulin senke seinen Blutzucker nur um 10 mg/dl, ist ihm eine Unterzuckerung ziemlich sicher.

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