Schützen Glitazone Gefäße in Herz und Hirn?

BERLIN (grue). Orale Antidiabetika aus der Gruppe der Glitazone wirken vermutlich gefäßprotektiv. Den Beweis dafür soll die PROactive-Studie liefern, deren Ergebnisse noch in diesem Jahr vorgestellt werden.

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Die Daten werden beim Europäischen Diabeteskongreß im September in Athen präsentiert, hieß es bei einer Veranstaltung des Unternehmens Takeda in Berlin. Das Kürzel PROactive steht für "Prospective Actos Clinical Trial in Macrovascular Events".

An der Placebo-kontrollierten Untersuchung nahmen über 5200 Typ-2-Diabetiker mit kardiovaskulären Komplikationen teil. 47 Prozent hatten bereits einen Herzinfarkt gehabt, bei 57 Prozent bestand eine Angina pectoris. "Es handelte sich also um Patienten, die tatsächlich ein hohes Gefäßrisiko haben und bei denen sich die Diabetes-Therapie nicht auf die Blutzuckersenkung beschränken sollte", sagte Professor Erland Erdmann aus Köln.

In der Studie wird deshalb geprüft, ob die zusätzliche Therapie mit dem Insulinsensitizer Pioglitazon (Actos®) die kardiovaskuläre Erkrankungsrate und Sterblichkeit reduziert. Nach einer Laufzeit von 2,5 bis vier Jahren werden als Endpunkte die Zahl der Herzinfarkte, Schlaganfälle, Amputationen und revaskularisierenden Maßnahmen gezählt sowie die kardiovaskuläre Sterberate ermittelt.

Als Prüfmedikament wurde ein Glitazon gewählt, weil solche Substanzen günstige Wirkungen auf die Begleitfaktoren des metabolischen Syndroms haben. Wie Privatdozent Dr. Jochen Seufert aus Würzburg erläutert hat, wirken Glitazone unter anderem gegen Fettstoffwechselstörungen und endotheliale Dysfunktion.

"Außerdem kommt es zu einer dauerhaften HbA1c-Senkung mit Stabilisierung der Betazell-Funktion", sagte Seufert. Dies seien allerdings Surrogat-Parameter, die den klinischen Nutzen nur erahnen lassen. Darum warte man mit Spannung auf die Ergebnisse der Endpunktstudie.

Es sind bereits weitere Studien mit insgesamt 30 000 Patienten angelaufen, die ebenfalls das kardiovaskuläre Potential der Substanz ausloten. Dazu gehören zwei Studien, in denen die Wirkung von Pioglitazon auf die koronare Atherosklerose-Progression untersucht wird.

In das Programm werden Patienten mit symptomatischer (PERISCOPE-Studie) und asymptomatischer (CHICAGO-Studie) KHK aufgenommen, bei denen als Endpunkt nach 1,5 Jahren Pioglitazon- oder Glimepirid-Therapie unter anderem die Häufigkeit einer Herzinsuffizienz bestimmt wird.

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