Rimonabant läßt bei Diabetikern die Pfunde purzeln

SAN DIEGO (ner). Die Zusatzbehandlung von Typ-2-Diabetikern mit dem Cannabinoid-Rezeptorantagonisten Rimonabant hat drei Effekte: Gewichtsreduktion, Senkung des Blutzuckers und ein verbesserter Fettstoffwechsel.

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Zwei Drittel der Diabetiker sterben vorzeitig aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen. Einer der wesentlichen Gründe dafür ist die verbreitete Adipositas. In der Praxis sind bislang sowohl Blutzuckerziele als auch die Reduktion des Körpergewichts schwer zu erreichen.

      Das Gewicht nahm innerhalb eines Jahres um fünf Kilo ab.
   

Unter der Behandlung mit 20 mg Rimonabant ist es nicht nur, wie bereits kurz berichtet, gelungen, bei der Hälfte der Teilnehmer einer Studie das Gewicht um mindestens fünf Prozent zu senken. Zugleich führte die medikamentöse Intervention zu einem signifikanten Abfall des HbA1c-Wertes um 0,7 Prozent im Vergleich zu Placebo bei einem relativ guten Ausgangswert von durchschnittlich 7,3 Prozent.

Über dieses Ergebnis der RIO-Diabetes-Studie (Rimonabant in Obesity) mit mehr als 1000 Teilnehmern hat Studienleiter Professor André Scheen von der Universität Liège in Belgien beim US-Diabetologen-Kongreß in San Diego in Kalifornien berichtet.

Alle Studienteilnehmer waren übergewichtig bis adipös mit einem Body Mass Index von 27 bis 40 kg/m2. Sie wurden seit mindestens sechs Monaten mit Metformin oder Sulfonylharnstoff behandelt. 80 Prozent der Patienten hatten ein metabolisches Syndrom, die meisten einen erhöhten Blutdruck und mehr als die Hälfte eine Dyslipidämie.

Unter 20 mg Rimonabant einmal täglich sowie einer Reduktionsdiät mit einem Kaloriendefizit von täglich 600 kcal wurde das Gewicht innerhalb eines Jahres um durchschnittlich 5,3 kg reduziert, unter Placebo dagegen nur um 1,4 kg. Jeder fünfte Teilnehmer schaffte in der 20-mg-Gruppe eine mindestens zehnprozentige Gewichtsreduktion im Vergleich zum Ausgangswert. 43 Prozent der Diabetiker optimierten ihre Blutzuckereinstellung mit Werten von unter 6,5 Prozent.

Weiterhin sanken die Triglyzerid-Werte um neun Prozent, unter Placebo dagegen stiegen sie. Das HDL-Cholesterin stieg um 15 Prozent (Placebo: sieben Prozent). Zugleich sei der systolische Blutdruck in den Verumgruppen signifikant gestiegen, so Scheen. Die 5-mg-Dosis war weniger effektiv als 20 mg Rimonabant.

Die Verträglichkeit bezeichnet Scheen als gut. Unerwünschte Wirkungen seien meist leicht und nur vorübergehend. Am häufigsten traten in der 20-mg-Gruppe Übelkeit (zwölf Prozent) und Schwindel (neun Prozent) auf. Außerdem kann es zu Angstzuständen oder depressiven Verstimmungen kommen. 14 Prozent der Teilnehmer brachen die Studie wegen unerwünschter Effekte ab (Placebo: sieben Prozent).

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