Bedarf bei Diabetes in Schwellenländern

KAPSTADT (hbr). Wie sind Diabetiker in Schwellenländern versorgt? Daten dazu werden in einem weltweiten Diabetesregister erhoben. Schon im ersten Jahr des Registers haben sich Hinweise auf Mängel ergeben: Notwendige Kontrollen werden zu selten gemacht und Therapieziele zu oft verfehlt.

Veröffentlicht:

Daten der International Diabetes Management Practices Study (IDMPS) hat Professor Juliana Chan von der Uni Hongkong beim Welt-Diabeteskongreß in Kapstadt vorgestellt. In dem Register sollen bis 2009 etwa 80 000 Patienten aus Osteuropa, Afrika, dem Nahen Osten, Asien und Latein-Amerika erfaßt werden. Bisher wurden Daten von 2344 Patienten aus Osteuropa, von 2175 aus Lateinamerika und von 6660 aus Asien erhoben. Die Zahl aus Afrika und dem mittleren Osten wird im nächsten Jahr von 200 auf 3700 erhöht.

Bei Insulin-Therapie liegt der HbA1c im Mittel über 8 Prozent

Die erste Analyse umfaßt 8975 Patienten in ärztlicher Behandlung, davon 85 Prozent Typ-2-Diabetiker. Drei Prozent wurden mit Diät und Bewegung behandelt und hatten einen guten mittleren HbA1c-Wert von 6,9 Prozent. Zwei Drittel erreichten mit oralen Antidiabetika (OAD) 7,4 Prozent.

Das Drittel mit der längsten Diabetesdauer von zwölf Jahren kam mit Tabletten plus Insulin auf einen Wert von 8,3 Prozent - ähnlich schlecht wie die Typ-1-Diabetiker mit 8,2 Prozent. Den Ziel-Wert unter 7 Prozent erreichten zwei Fünftel der OAD-Patienten, aber nur jeder fünfte mit Insulin behandelte Typ-2- und jeder vierte Typ-1-Diabetiker. Die Nüchternwerte waren durchweg schlecht und lagen im Mittel zwischen 148 bis 163 mg / dl.

Nötige Untersuchungen wurden oft unterlassen. Die Bestimmung des HbA1c-Wertes etwa entfiel im Jahr zuvor bei jedem dritten Typ-2- und jedem vierten Typ-1-Patienten. Untersuchungen auf Retinopathie, Mikroalbuminurie, Neuropathie und der Fuß-Check wurden vor allem bei Typ-2-Diabetikern vernachlässigt. So fehlte bei 34 Prozent ein Test auf Mikroalbuminurie, aber nur bei jedem fünften Typ-1-Diabetiker.

Der Blutdruck war nur bei 20 Prozent ausreichend gesenkt

Bluthochdruck hatten zwei Drittel der Typ-2- und jeder fünfte Typ-1- Diabetiker. 90 Prozent davon wurden zwar behandelt, aber mit bescheidenem Erfolg: Nicht einmal jeder Fünfte schaffte es unter 130 / 80 mmHg, so Chan bei dem von Sanofi-Aventis geförderten Symposium. Und weniger als ein Fünftel der wegen Dyslipidämie behandelten Patienten konnten ihren LDL-Wert unter 100 mg / dl senken.

Die Versorgung muß also verbessert werden, betont Chan: Denn nur 3,2 Prozent der Typ-1- und 1,6 Prozent der Typ-2-Diabetiker erreichten alle drei empfohlenen Zielwerte: HbA1c-Wert unter 7 Prozent, Blutdruck unter 130 / 80 mmHg und LDL-Wert unter 100 mg / dl.

Mehr zum Thema

Springer Verlag

Ratgeber für Menschen mit Polyneuropathie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen