Diabetes-Therapie neu gewichtet

Von allen Komponenten des metabolischen Syndroms ist der Blutzucker am schwersten in den Griff zu bekommen. Die Wirkstoffe wurden jetzt neu gewichtet, die Leitlinien bei der Medica diskutiert.

Von Simone Reisdorf Veröffentlicht:

Studienergebnissen zufolge schaffen es gerade einmal 20 Prozent aller Typ-2-Diabetiker, ihren Blutzucker genügend zu senken. Meist wurde hier aber auch nur ein Wirkstoff eingesetzt. "Mit einer Monotherapie kann man den HbA1c nur um etwa 0,5 bis 2,0 Prozentpunkte senken", so Professor Reinhard Bretzel aus Gießen. "Oft müssen deshalb Kombinationen gegeben werden."

Der Diabetologe stellte die in der neuen DDG-Leitlinie empfohlenen Therapieschemata vor. So habe Metformin einen viel höheren Stellenwert bekommen: "Auch ein schlanker Patient bekommt jetzt primär Metformin, wenn er keine Kontraindikationen hat." Liege der HbA1c nach drei Monaten Basismaßnahmen und Metformin noch immer über 6,5 Prozent, aber unter 7,5 Prozent, sei eine Kombi-Therapie auf Metformin-Basis angezeigt.

Dazu kommen alle anderen oralen Antidiabetika (OAD) in Frage: "Acarbose, DDP-4-Hemmer, Glitazone, vor allem Pioglitazon, Sulfonylharnstoffe, vor allem Glimepirid, oder Sulfonylharnstoffanaloga." Auch das GLP-1-Analogon Exenatide kann der Leitlinie zufolge zusammen mit Metformin gegeben werden. Ist der Langzeitblutzuckerwert HbA1c mit einer Zweierkombination nicht unter 6,5 Prozent zu senken oder liegt er von vornherein über 7,5 Prozent, ist an eine Kombination aus OAD - bevorzugt Metformin - und Insulin zu denken.

"Das ist neu, dass so früh Insulin ins Spiel kommt", betonte Bretzel. Nach Studiendaten senke eine Zweifachtherapie mit prandialem Insulin und OAD etwas besser den HbA1c; mit Basalinsulin und OAD komme es seltener zu Gewichtszunahme und schweren Hyperglykämien. Erst wenn ein Insulin plus OAD nicht greift, empfiehlt die Leitlinie eine Intensivierung der Insulintherapie. Das Ziel eines HbA1c von 6,5 Prozent gilt nach Bretzels Angaben nicht generell: "Ältere oder multimorbide Typ-2-Diabetiker mit langer Krankheit oder hohem kardiovaskulärem Risiko können höhere Zielwerte haben".

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