Plädoyer für Screening auf Gestationsdiabetes

Schwangere sollten auf Gestationsdiabetes getestet und gegebenenfalls früh behandelt werden. Besonders Kindern werden so erhebliche Gesundheitsrisiken erspart.

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Bei Schwangeren sollte die Kontrolle von Blutzucker und HbA1c-Wert engmaschig erfolgen.

Bei Schwangeren sollte die Kontrolle von Blutzucker und HbA1c-Wert engmaschig erfolgen.

© Astroid / fotolia.com

MÜNCHEN (ikr). In einer Studie hatten Kinder von Müttern mit Gestationsdiabetes im Alter von 14 bis 17 Jahren einen BMI von durchschnittlich 24,6, Kontrollkinder einen BMI von 20,9. Die Adipositas-Rate im Teenageralter korrelierte signifikant mit dem Fruchtwasser-Insulinspiegel der Mütter während der Schwangerschaft, wie Professor Ekkehard Schleußner vom Uniklinikum Jena beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in München berichtet hat.

Und: 36 Prozent der Kinder von diabetischen Müttern mit erhöhtem Fruchtwasser-Insulinspiegel hatten im Alter zwischen 10 und 16 Jahren eine gestörte Glukosetoleranz, aber nur etwa fünf Prozent der Kinder von diabetischen Müttern mit normalem Fruchtwasser-Insulinspiegel, berichtete Schleußner. Allen Schwangeren sollte daher ein oraler Glukosetoleranztest ans Herz gelegt werden. Bei anamnestisch unauffälligen Frauen ist der Test bisher ein IGeL-Angebot.

Im Jenaer Kompetenzzentrum Diabetes und Schwangerschaft wird die Betreuung bei Gestationsdiabetes erfolgreich umgesetzt. In einer Studie wurden 125 Schwangere mit Gestationsdiabetes speziell betreut. Dazu gehörten die engmaschige Kontrolle von Blutzucker und HbA1c-Wert. Ergebnis: Die Kinder von Frauen mit gestörter Glukosetoleranz oder Gestationsdiabetes zeigten im Vergleich zu den Nachkommen von 102 gesunden Schwangeren keine erhöhte perinatale Morbidität.

Gestationsalter und Geburtsgewicht waren in beiden Gruppen ähnlich. Und es gab keine signifikanten Unterschiede bei APGAR-, pH-, Bilirubin- und Glukosewerten. Die Makrosomierate war mit 10 Prozent bei den Frauen mit gestörter Glukosetoleranz oder Gestationsdiabetes sogar tendenziell niedriger als bei Gesunden (knapp 12 Prozent). Bei einer Nachuntersuchung im Alter von sechs Jahren hatte keines der Kinder eine gestörte Glukosetoleranz.

Ein Gestationsdiabetes führt unbehandelt nicht nur häufig zu Kindern mit zu niedrigem oder zu hohem Geburtsgewicht (Makrosomie) mit entsprechenden geburtshilflichen Komplikationen wie Schulterdystokie. Auch das Risiko für Übergewicht, Adipositas, gestörte Glukosetoleranz und Typ-2-Diabetes ist nach den Ergebnissen von Studien erhöht.

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