"Intelligenter" Strumpf gegen Diabetischen Fuß

Druck mal Zeit - diese Formel ist maßgeblich für die Entstehung eines Dekubitus. Ein Spezialstrumpf misst beide Größen und schlägt bei kritischen Werten Alarm. So lässt sich Druckgeschwüren besser vorbeugen.

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Hinten der sensorische Strumpf, in der Mitte (schwarzes Gehäuse) liegt die Basisstation, vorne die Meldeeinheit.

Hinten der sensorische Strumpf, in der Mitte (schwarzes Gehäuse) liegt die Basisstation, vorne die Meldeeinheit.

© Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT

ST. INGBERT (eb). Einen Dekubitus-Strumpf mit Drucksensorik für einen flexiblen und individuellen Einsatz entwickelt das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT).

Die Textilie eigne sich zum Beispiel für Diabetespatienten, die wegen ihrer verminderten sensorischen Wahrnehmung an den unteren Extremitäten Druckentlastung oder eine bessere Druckverteilung benötigen, teilt das IBMT mit. Dessen Mutterinstitut liegt im saarländischen St. Ingbert.

Mit dem Strumpf, der im Forschungsprojekt "UlcPrävent" entwickelt wird, lässt sich der Druck auf gefährdete Fuß- und Beinpartien messen.

Die Idee eines solchen "Anti-Dekubitus-Strumpfes" stammt von Dr. Phillip Schöttes, Arzt am Unfallklinikum Dortmund, der das Projekt auch als Berater begleitet.

Daten werden an Meldeeinheit am Handgelenk übertragen

Das textilbasierte Druckmessgerät erfasst permanent den Belastungszustand gefährdeter Körperpartien. Die Sensoren, die eine ortsaufgelöste Druckbelastung besonders an der Ferse registrieren, werden noch am Strumpf getragen, sollen aber in Zukunft in das Textilgewebe integriert werden.

Die Elektronik erfasst das Gefährdungspotenzial je nach gemessenem Druck, wobei sie die Dauer der Belastung berücksichtigt.

Die Daten übermittelt sie zu einer Meldeeinheit, die die Patienten am Handgelenk tragen. Mit einer drahtlosen, bidirektionalen Schnittstelle steht die Sensorik mit dieser Meldeeinheit in ständiger Verbindung.

Sie informiert die Patienten dann diskret über eine Analyse- und Warnfunktion, wenn eine akute Gefährdung oder ein kritischer Zustand erreicht ist, so dass sie diese Situationen vermeiden und einem Geschwür vorbeugen können.

Schwere Krankheitsbilder werden dadurch erheblich eingeschränkt, und auch dem Wohlbefinden kommt die Innovation zugute.

Wenn Sensorik und Meldeeinheit innerhalb eines definierten Zeitraums keine Umlagerung feststellen, bekommen die Patienten erneut eine Aufforderung.

Microcontroller benötigt sehr wenig Strom

Über eine Basisstation, die direkt mit dem Dekubitus-Strumpf verbunden ist, können die Messwerte aller sensorischer Knoten mitgeloggt werden, so dass sich die zeitliche Druckbelastung bei einer Dekubitusentstehung rekonstruieren lässt.

Eine Herausforderung bestand der Mitteilung zufolge darin, eine alltagstaugliche Lösung zu finden, die die Patienten nicht als störend empfinden. Dazu mussten die Elektronik und der Energieverbrauch möglichst kleingehalten werden.

Mit Erfolg: Der Microcontroller, der die Steuerung übernimmt, und die Funkschnittstelle brauchen sehr wenig Strom. Dabei hat die Abteilung Biomedizinische Mikrosysteme im Fraunhofer-Institut die Elektronik und die Software für Strümpfe entwickelt, die Abteilung Medizintechnik & Neuroprothetik hat die Meldeeinheit ausgetüftelt.

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