Diabetiker

Fünf Prozent drohen Sehverlust

Eine neue Hochrechnung der Uniklinik Mainz zeigt: Allein in der Altersgruppe der 35- bis 74-Jährigen sind in Deutschland mehr als 142.000 Diabetiker von Sehverlust bedroht.

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Schwindendes Augenlicht: Das Risiko für eine diabetische Retinopathie steigt mit dem Alter und der Erkrankungsdauer.

Schwindendes Augenlicht: Das Risiko für eine diabetische Retinopathie steigt mit dem Alter und der Erkrankungsdauer.

© Alexander Raths / fotolia.com

MAINZ. In Deutschland sind über alle Altersgruppen betrachtet etwa acht Prozent der Menschen an Diabetes mellitus erkrankt. Allerdings gab es bisher nur ungenaue Schätzungen darüber, wieviele dieser Patienten an diabetischer Retinopathie leiden, berichtet die Universitätsmedizin Mainz in einer Mitteilung.

Berechnungen hierzu beruhten häufig auf Zahlen aus dem Ausland, die mit Deutschland aufgrund anderer Lebensgewohnheiten und anderer Systeme zur Gesundheitsversorgung nur schlecht vergleichbar seien.

Im Rahmen der Gutenberg-Gesundheitsstudie haben Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz mehr als 15.000 Menschen aus der Region untersucht. Nach den Befunden hatten etwa 20 Prozent der berücksichtigten Diabetiker eine geschädigte Netzhaut und 5 Prozent litten an fortgeschrittener diabetischer Retinopathie (PLOS ONE 2015; 10: e0127188).

Viele wissen nichts von der Erkrankung

"Die Anlage der Gutenberg-Gesundheitsstudie ermöglicht es, die Ergebnisse auf die Allgemeinbevölkerung in Deutschland zu übertragen. Demnach sind allein in der Altersgruppe zwischen 35 und 74 Jahren mehr als 142.000 Menschen von schweren Diabetes-bedingten Sehschäden betroffen", wird Professor Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik und Poliklinik in Mainz in einer Mitteilung zitiert. Der Ophthalmologe hat die Studie mit ins Leben gerufen.

Ein weiteres Ergebnis: Jeder vierte Studienteilnehmer mit erhöhten Blutzuckerwerten wusste nichts von seiner Diabetes-Erkrankung. Auch bei diesen Teilnehmern gab es bereits frühe Formen der Retinopathie.

"Das unterstreicht die Bedeutung der Früherkennung, denn je eher Betroffene behandelt werden, desto geringer ist das Risiko für Spätfolgen", betont der Ophthalomologe Professor Alireza Mirshahi, Direktor der Augenklinik Dardenne in Bonn, in der Mitteilung.

Das Risiko für eine diabetische Retinopathie steigt mit dem Alter und der Erkrankungsdauer und ist besonders bei Bluthochdruck erhöht.

Früherkennungsmaßnahmen sollen folgen

Aus den Studienergebnissen sollen nun Früherkennungsmaßnahmen abgeleitet werden. Damit ließe sich künftig ein großer Teil von Augenschäden und Erblindung verhindern.

Die Gutenberg-Gesundheitsstudie ist eine große prospektive und repräsentative Bevölkerungsstudie. Im Rahmen des Projektes wird der Gesundheitszustand der Bevölkerung in der Rhein-Main-Region untersucht.

Ein Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Herz-Kreislauf-Gesundheit. Es werden aber auch Krebserkrankungen, Augenerkrankungen sowie Erkrankungen des Immunsystems, des Stoffwechsels und der Psyche untersucht. (eb/eis)

Weitere Informationen zur neuen NVL Prävention und Therapie von Netzhautkomplikationen: www.deutsche- diabetes-gesellschaft.de/leitlinien

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