Prävention

Adipositas auf die Agenda der Politik

Die Bundesregierung sollte einen Beauftragten für Diabetes und Adipositas einsetzen – etwa um Qualitätsstandards für das Essen an Kitas und Schulen durchzusetzen.

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BERLIN. Vor dem Hintergrund zunehmender Zahlen von Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas hat diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe verstärkte und konsequentere Prävention gefordert – auch um dem Risiko von Diabetes vorzubeugen.

"Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern sind in Deutschland ein ernstes Problem", warnt Professor Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Nach Daten von KiGGS1 waren bereits im Zeitraum 2003 bis 2006 15 Prozent der drei- bis 17-Jährigen übergewichtig.

Aktuellere Daten werden voraussichtlich erst 2017/18 verfügbar sein. Nach Expertenschätzungen könnte die Zahl der Kinder mit Übergewicht bis zum Jahr 2025 auf 1,8 Millionen steigen.

Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE: "Ihnen droht im Erwachsenenalter ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden, Krebs, Gelenkverschleiß und psychische Probleme."

Diabetes als Todesursache

Beim Welt-Adipositas-Tag wurden die Konsequenzen für Deutschland so beschrieben: In der Gruppe der übergewichtigen Kinder werden bis 2025 insgesamt 73.000 Betroffene eine gestörte Glukosetoleranz entwickeln. 23.000 davon werden an Diabetes-Typ-2 erkranken, 159.000 an überhöhtem Blutdruck und 220.000 an Fettleber.

Auch die WHO sehe die Situation als "dramatisch" an: Diabetes gehöre zu den fünf Krankheiten, die zwischen 2015 und 2030 immer häufiger Todesursache sein werden. Die WHO rechnet mit einem Anstieg der diabetesbedingten Todesfälle um 34 Prozent in diesem Zeitraum.

Qualität für Schul- und Kitaessen

"Um dieser leidvollen und kostenintensiven Entwicklung entgegen zu steuern, benötigen wir einen Beauftragten der Bundesregierung für Diabetes und Adipositas", fordert Kröger. Dieser solle auf die Bundesländer einwirken, verpflichtende Qualitätsstandards für das Essen an Schulen und Kitas einzuführen.

Derzeit sei eine gesunde Verpflegung noch die Ausnahme. Zwar habe die Deutsche Gesellschaft für Ernährung bereits 2007 Qualitätsstandards erarbeitet. Doch bisher hätten nur Berlin und Saarland diese verbindlich umgesetzt.

Gallwitz: "Eine solche Maßnahme wäre sehr wichtig. Denn Ernährungsverhalten und Geschmacksvorlieben werden früh in der Kindheit geprägt."

Darüber hinaus fordern die beiden Diabetes-Organisationen weiterreichende Initiativen: Sport, Abbau von Übergewicht in der Schwangerschaft, Reduktion fett- und zuckerhaltiger Lebensmittel und Getränke. (HL)

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