Typ-1-Diabetes

Schwankender HbA1c erhöht Mortalität

Typ-1-Diabetiker mit starken Abweichungen zwischen ihren HbA1c-Messungen haben ein höheres Mortalitätsrisiko. Zudem wurde in einer Studie deutlich, dass diese Patienten früher stationär behandelt werden müssen als Menschen mit stabileren Werten.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Die HbA1c-Variabilität könnte ein Risikomarker für Menschen mit Typ-1-Diabetes sein.

Die HbA1c-Variabilität könnte ein Risikomarker für Menschen mit Typ-1-Diabetes sein.

© spreewald-picture.de / stock.adobe.com

GLASGOW. Dass ein stark schwankender HbA1c negativen Einfluss auf die Gesundheit von Typ-1-Diabetikern nimmt, ist bekannt. Für Typ-2-Diabetiker wurde zudem ein Zusammenhang mit erhöhter Sterblichkeit nachgewiesen.

Ein Team um Greg Jones vom Diabetes Centre am Gartnavel General Hospital, Glasgow, hat nun erstmals untersucht, inwieweit sich überdurchschnittlich starke Schwankungen beim HbA1c auf die Mortalität von Typ-1-Diabetikern auswirken (Diabet Med 2017, online 11. September).

Beobachtungsstudie mit 6048 Patienten

Im Rahmen einer Beobachtungsstudie analysierten die Diabetologen die Daten von 6048 Patienten der "Scottish Care Information-Diabetes Collaboration", bei denen mindestens ein Jahr vor Studienbeginn die Diabetes-Diagnose gestellt worden war. Als Maß für die mittlere Schwankung der HbA1c-Werte, bedienten sich die Autoren des Variationskoeffizienten (HbA1c-VK).

Innerhalb der 30-monatigen Run-in-Periode lag der HbA1c-VK der Typ-1-Diabetiker im Mittel bei 7,9. In der Gruppe derer, die oberhalb dieses Wertes lagen, deren HbA1c also überdurchschnittlich stark schwankte, war in drei bis fünf Messungen ein mittlerer HbA1c von 9,0 Prozent ermittelt worden (vs. 8,8 Prozent bei HbA1c-VK < 7,9). Das mittlere Alter der Probanden mit starken Schwankungen lag bei 42,9 Jahren (vs. 44,0).

In der HbA1c-VK-Gruppe = 7,9 verstarben während des Follow-up von 47 Monaten 246 Patienten (vs. 168). 865 starben oder wurden erstmals stationär aufgenommen (vs. 693). Die Autoren ermittelten daraus eine um 47 Prozent erhöhte Sterblichkeit (Hazard Ratio, HR 1,47) bei verstärkter HbA1c-Variabilität.

Wurden Mortalitätsrate und erste Klinikeinweisung gemeinsam betrachtet, ergab sich im Verlauf von 730 Tagen bei den Patienten mit HbA1c-VK = 7,9 eine um 35 Prozent erhöhte Quote.

Größere Schwankungen beim HbA1c, so Jones und Kollegen, könnten viele Ursachen haben, von der mangelnden Compliance über ein unausgeglichenes Therapiemanagement bis hin zu einem für die glykämische Kontrolle negativen Einfluss von antipsychotischen Medikamenten oder Glukokortikoiden.

Ihren Ergebnissen zufolge, so die Autoren, könne die HbA1c-Variabilität möglicherweise einen klinischen Risikomarker für Menschen mit Typ-1-Diabetes darstellen.

Mehr zum Thema

Springer Verlag

Ratgeber für Menschen mit Polyneuropathie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen