Krankenkassendaten

Diabetes-Sterblichkeit höher als bisher gedacht

175.000 Todesfälle des Jahres 2010 sind mit Diabetes assoziiert, haben Forscher errechnet. Das ist viel mehr, als in der Todesursachenstatistik angegeben wird.

Veröffentlicht:

Global hat sich die Zahl der diabetesassoziierten Todesfälle zwischen 1990 und 2010 verdoppelt. Im Jahr 2013 sind schätzungsweise 5,1 Millionen Menschen weltweit und 620.000 Menschen in Europa an einem Diabetes bzw. an diabetesbedingten Folgeerkrankungen gestorben.

Nach Schätzungen zur diabetesbedingten Sterblichkeit in Deutschland, die auf regional begrenzten Kohortenstudien und Surveys mit nur wenigen Diabetespatienten beruhen, ist das Sterberisiko bei Diabetes im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes 2,6-fach erhöht. Das hat das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) in Düsseldorf mitgeteilt.

Die Arbeitsgruppe um Privatdozent Dr. Wolfgang Rathmann vom Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) Düsseldorf kommt in ihrer Studie anhand von Krankenkassendaten zu dem Ergebnis, dass in Deutschland im Jahr 2010 viel mehr Menschen an einem Diabetes und dessen Folgeerkrankungen starben, als es in der offiziellen Todesursachenstatistik abgebildet ist, nämlich 21 Prozent aller Gestorbenen (Diabetes Care, 2017 Dec; 40(12): 1703-1709).

Für 2010 lagen die diabetesbedingten Sterbefälle der Todesursachenstatistik zufolge bei 23.000, das entspricht 2,7 Prozent aller Todesfälle in Deutschland.

Daten von 65 Millionen Menschen ausgewertet

Der Berechnung der mit Diabetes assoziierten Todesfälle (Exzess-Todesfälle) wurde die Diabetesprävalenz von etwa 65 Millionen GKV-Versicherten in Deutschland aus dem Jahr 2010 zugrunde gelegt.

Die Prävalenz (ICD-10 Codes: E10–E14) lag bei 10,1 Prozent, die des Typ-2-Diabetes (ICD-10: E11) bei 7,1 Prozent. Aufgrund fehlender verlässlicher Schätzungen für Deutschland wurde allerdings die alters- und geschlechtsspezifische relative Mortalität aus Dänemark in die Berechnung einbezogen (Mortalität mit Diabetes mellitus dividiert durch die Mortalität ohne Diabetes).

Das ist möglich, da Dänemark und Deutschland ein ähnliches Gesundheitssystem haben und auch die Diabetesprävalenz vergleichbar ist. Die Schätzungen basieren auf dem nationalen Diabetesregister Dänemarks, in dem fast alle Diabetespatienten dort erfasst sind.

Zusammen mit der Alterspyramide und der Sterbetafel für Deutschland vom Statistischen Bundesamt aus 2010 wurden die alters- und geschlechtsspezifischen Exzess-Todesfälle berechnet.

Die Berechnungen ergaben, dass im Jahr 2010 insgesamt fast 175.000 Todesfälle (Typ-2-Diabetes allein betrachtet: 137.950 Todesfälle) hätten verhindert werden können, wenn die Mortalität bei einem Diabetes genauso wäre wie ohne den Diabetes.

21 Prozent der Todesfälle auf Diabetes zurückzuführen

Damit waren im Jahr 2010 rund 21 Prozent aller Todesfälle in Deutschland auf Diabetes mellitus jedweden Typs zurückzuführen. Ein Typ-2-Diabetes war mit 16 Prozent aller Todesfälle assoziiert.

Die meisten diabetesbedingten Todesfälle gab es in der Altersgruppe der 70- bis 89-Jährigen. Der größte Anteil an diabetesbedingten Exzess-Todesfällen trat bei Männern im Schnitt zehn Jahre früher auf als bei Frauen.

Der größte Anteil der Exzess-Todesfälle bei Männern zwischen dem 70. und 79. Lebensjahr lag bei 38,3 Prozent, bei Frauen zwischen dem 80. und 89. Lebensjahr bei 43,7 Prozent. Zudem konnte gezeigt werden, dass die Anzahl der Exzess-Todesfälle bei Männern insgesamt höher war als bei Frauen (~11.000). (ikr/eb)

Mehr zum Thema

Doppelter Nutzen

SGLT2-Hemmer sind bei Diabetes und Fettleber im Vorteil

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System