Diabetes

Schulungsprogramm SPECTRUM in der Phase der Evaluation

Die kontinuierliche Glukosemessung kann ihren Nutzen nur bei ausreichender Schulung entfalten. Mit SPECTRUM gibt es ein produktneutrales Programm.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
Zur CGM-Schulung von Kindern gibt es zwei pädiatrische Curricula von SPECTRUM.

Zur CGM-Schulung von Kindern gibt es zwei pädiatrische Curricula von SPECTRUM.

© : BVMed

Die kontinuierliche Aufzeichnung von Glukosemesswerten wird immer häufiger eingesetzt, seit der Zugang zu dieser Technologie für Menschen mit Diabetes und intensivierter Insulintherapie als Kassenleistung abgerechnet werden kann. Klar ist aber auch, dass CGM (Continuous Glucose Monitoring) nur dann Effekte hat, wenn die Patienten oder die Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes in die Lage versetzt werden, mit den gemessenen Daten und weiteren Informationen umzugehen.

Dies geht weit über eine Einweisung in technische Handhabung der Systeme hinaus. Daher ist die Anwendung von CGM und deren Kostenübernahme an qualitätssichernde Vorgaben wie einer Schulung der Patienten verbunden.

Mit dem "Schulungs- und Behandlungsprogramm für eigenständiges continuierliches Glukosemonitoring" (SPECTRUM) haben die AG Diabetes & Technologie (AGDT) und die AG für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der DDG ein Hersteller-unabhängiges und produktneutrales Schulungs- und Behandlungsprogramm erarbeitet, das sich derzeit in der Validierungsphase befindet.

Schulungsunterlagen für Kinder und Erwachsene

Es gibt ein Schulungscurriculum für Erwachsene sowie zwei pädiatrische Curricula – eines für Eltern von kleinen Kindern mit Typ-1-Diabetes und eines für Jugendliche mit Typ-1-Diabetes. Ein Curriculum besteht aus sechs bis sieben Modulen, die in je 90 Minuten vermittelt werden können – je nach Vorkenntnissen und Gruppengröße.

Zunächst sollen den Patienten realistische Erwartungen in Bezug auf den Aufwand und die möglichen Erfolge mit der CGM vermittelt werden, nicht zuletzt, um Frustrationen vorzubeugen, aber auch um die zu erwartende verbesserte Lebensqualität mitzuteilen. Im Einführungsmodul (Modul 0) werden daher grundlegende Informationen vermittelt, auf deren Basis sich die Patienten oder die Eltern für oder gegen die Anwendung der CGM entscheiden können.

"Dabei sollen die Teilnehmenden auch erfahren, dass die CGM nur erfolgreich sein wird, wenn sie sich aktiv an den Übungen beteiligen", erklärt Dr. Martin Holder vom Olgahospital Stuttgart (Monatsschr Kinderheilkd 2017; 165:882).

In den Modulen 1 und 2 werden die Grundlagen der CGM weiter vertieft, die Kalibrierung, die Alarme und die Interpretation der Trendpfeile dargestellt, die Anlage des Sensors geübt und Grundeinstellungen des jeweiligen Systems erläutert. Danach folgen ein- bis zweiwöchige Erprobungsphasen der CGM, die jeweils in Folgemodulen ausgewertet und die Erfahrungen mit der Technologie ausgetauscht werden. Den Abschluss bildet die CGM-Aufbauschulung, in der es um besondere Lebenssituationen geht, etwa die Anwendung beim Sport, im Urlaub oder bei Krankheiten sowie um die individuelle Anpassung der Alarmeinstellungen.

Alltagsnahe praktische Anregungen für Diabetiker

Es werden also alltagsnahe praktische Anregungen vermittelt, aber auch Kenntnisse und Fertigkeiten geprüft. Stets geht es ebenso um die Motivation und Unterstützung der Anwender zur Fortsetzung der CGM, um psychologische Aspekte wie die Bewältigung von Rückschlägen oder das Vermeiden von Konflikten in der Familie im Umgang mit den CGM-Daten.

Um die Kostenerstattung für das Schulungsprogramm zu erreichen, ist der Nachweis seines Nutzens in einer Studie erforderlich. Grundlage dafür ist die Zertifizierung auf Basis einer erfolgreichen Evaluation. Diese ist bereits gestartet und wird noch einige Monate in Anspruch nehmen.

"Mit zunehmender Anwendung und Erfahrung hat sich gezeigt, dass gerade Kleinkinder mit Diabetes und deren Eltern, aber auch ältere Kinder davon bei regelmäßigem Einsatz teilweise erheblich profitieren", berichtet Holder. Aktuelle Studien mit CGM-Systemen ergaben nach seinen Angaben positive Einflüsse auf die Stoffwechsellage, mit verbesserter Langzeiteinstellung des Zuckerstoffwechsels und mit vergleichsweise weniger Schulfehltagen. Therapiezufriedenheit und Lebensqualität der Eltern verbessere sich.

Die Erfahrungen bei Erwachsenen sind ähnlich. Diabetologen sprechen sich besonders bei Gestationsdiabetes, bei Leistungssportlern mit Diabetes oder bei Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen für die CGM aus. Ziel ist die stabil normnahe Einstellung des Glukosestoffwechsels unter Hypoglykämien-Vermeidung.

Vermieden werden muss aber auch die Überforderung der Patienten durch die Technik und die Masse an Daten. Die Ursachen-Wirkungsbeziehung zum Glukoseverlauf muss für die Patienten oder für die Eltern betroffener Kinder plausibel sein, um letztendlich eigenständig die Erkrankung handhaben zu können.

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