E-Health statt Hundenase

Diabetes-Sensor Shootingstar in Las Vegas

Digital Health nimmt bei der weltgrößten Verbrauchertechnikmesse CES eine immer größere Rolle ein. Aufmerksamkeit in Las Vegas erfuhr dieses Jahr das Diabetesmanagement.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

LAS VEGAS. Die Digitalisierung unseres Lebensalltages schreitet mit Smartphone, Wearables und Apps unaufhaltsam voran. So wundert es nicht, dass das Themenspektrum der weltgrößten Verbrauchertechnikmesse CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas auch weit über die klassische Heimunterhaltung mit Fernsehern und smarten Haushaltsgeräten wächst.

So genossen dieses Jahr Anfang Januar in Las Vegas die Themen autonomes Fahren und Digital Health große Aufmerksamkeit – von Unternehmensseite wie auch im Vortragsprogramm.

Speziell trainierte Patientenhunde, die Diabetiker begleiten und anhand des Aerosols riechen, ob ihr Herrchen oder Frauchen eine hypo- oder hyperglykämische Episode hat, haben Arnar Thors inspiriert. Im Juli vergangenen Jahres gründete er in Birmingham im US-Bundesstaat Alabama sein Unternehmen Airbetic.

Die Produktidee: Ein Wearable mit einem integrierten, nanotechnologischen Sensor, der analog zu den Hunden das Gasgemisch seines Trägers – Atemluft oder Hautausdünstung –, analysiert und alarmiert sowohl den Betroffenen als auch Pflegekräfte oder andere Dritte elektronisch über eine drohende Hypo- oder Hyperglykämie informiert.

Die Lösung ist für Typ-1-Diabetiker gedacht und soll voraussichtlich Ende dieses, aber spätestens Anfang nächsten Jahres im Markt sein, heißt es von Unternehmensseite. Bis dahin liefen noch letzte Studien.

Eine der besten Innovationen

Auf der CES durchlief Airbetic quasi eine Metamorphose. Als No-Name unter insgesamt 4500 Ausstellern in die Wüstenstadt gekommen, verließ Airbetic die größte Technikbühne der Welt als Shootingstar. Das renommierte Wissenschaftsblatt „Smithsonian Magazine“ kürte die Digital-Health-Lösung für Diabetiker als eine von „Seven unforgettable inventions unveiled at this year‘s CES“. Weitere Auszeichnungen folgten.

Thors hofft, dass seine digitale Diabetesmanagement-Lösung dazu beitragen kann, die Kosten in der diabetologischen Versorgung weltweit zu reduzieren und sie zu optimieren. „Die Möglichkeit, den Status eines Patienten zu bestimmen ohne auf invasive und kostspielige Sensoren angewiesen zu sein, wird eine höhere Lebensqualität für Diabetiker und deren Pflegekräfte weltweit bedeuten“, ist sich Thors sicher.

Wie es von Unternehmensseite weiter heißt, soll die Lösung selbstlernend sein. So soll sie die erhobenen Patientendaten und gegebenes Feedback nutzen, um auf der Basis Künstlicher Intelligenz die Ergebnisinterpretation der Gasgemischanalyse individualisiert optimieren.

Diabeloop bringt KI ins Spiel

Ebenfalls zu Gast in Las Vegas war das in Grenoble beheimatete Start-up Diabeloop. Das Unternehmen hat zusammen mit dem renommierten französischen Forschungsinstitut für Elektronik und Informationstechnologie CEA-Leti eine Insulintherapie in einem geschlossenen Kreislauf entwickelt, ein integriertes, aus drei Geräten bestehendes System.

Dabei handelt es sich um einen kontinuierlich messenden Glukosesensor (CGM), eine Patch-Insulinpumpe und ein Gerät, in dem sich die von Diabeloop entwickelten Algorithmen befinden, das die Schnittstelle zwischen dem Benutzer und dem System darstellt.

Diese Algorithmen bestimmen nach Unternehmensangaben, wann die Pumpe den Befehl erhält, automatisch Insulindosen zu verabreichen. Die digitale Diabetesmanagement-Lösung soll für Typ-1-Diabetiker „nachhaltig das Leben der Patienten verbessern, indem sie ihnen großenteils die zahlreichen täglichen Behandlungsentscheidungen abnimmt“, wie es heißt.

Bei der CES 2019 stellte Diabeloop ein innovatives Projekt vor. Die Lösung soll individuell einrichtbar sein je nach Physiologie und Lebensgewohnheiten des Kindes und passe sich ergonomisch sowie funktional an. Die klinischen Studien mit Kindern sollen voraussichtlich in diesem Jahr in Belgien und Frankreich beginnen, wie es heißt.

Die Digitalisierung und speziell die Künstliche Intelligenz (KI) versprechen künftig noch großes Innovationspotenzial für die diabetische Versorgung.

Wie IBM-Chefin Ginni Rometty – ihr Unternehmen mischt mit der Lösung „Watson“ mächtig im KI-Bereich, auch in der medizinischen Diagnostik, mit – in einer Keynote betonte, werde KI beweisen, dass Daten „der Welt großartigste natürliche Rohstoffe“ sind, die Revolutionäres von Smart Cities über Smart Health und Smart Traffic bis zur Robotik ermöglichten.

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