Diabetiker am Steuer

Neuropathie beeinträchtigt das Gespür fürs Gaspedal

Periphere Neuropathien schränken bei Diabetes die Fahrtüchtigkeit ein. Betroffene können die Defizite aber offenbar ausgleichen.

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MANCHESTER. Sensomotorische Defizite von Diabetikern mit peripherer Neuropathie wirken sich unter anderem auf das Gespür fürs Gaspedal beim Autofahren aus, berichtet ein Team um Monica Perazzolo vom sportmedizinischen Zentrum der Universität Manchester in England (Diab Med 2019; online 29. März).

Die Forscher haben Fahrleistungen verglichen, und zwar von elf Diabetikern mit Neuropathie und zehn Diabetikern ohne sowie von zehn Menschen ohne die Stoffwechselkrankheit (Alter im Schnitt 60 bis 67 Jahre). Dabei wurde die Funktion des fürs Gaspedal zuständigen rechten Fußes mit einem Dynamometer untersucht, und zwar speziell die Muskelkraft bei der plantaren Fußbeugung und die Propriozeption im Sprunggelenk. Hinzu kamen Tests in einem Fahrsimulator.

Ergebnis: Im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen waren Krafterzeugung und maximale Kraft im Sprunggelenk bei Neuropathie signifikant eingeschränkt ebenso die Propriozeption. Im Vergleich zu den gesunden Probanden und den Diabetikern ohne Neuropathie fuhren die Patienten mit Neuropathie im Fahrsimulator in der Regel langsamer. Sie konnten im Vergleich das Gaspedal schlechter kontrollieren, mussten öfter korrigieren und bewegten das Pedal häufiger in die Extremstellungen. Auch Kontrollverlust am Steuer – mit extremen, ungerechtfertigten und unangemessenen Lenkbewegungen – fiel bei den Patienten mit Neuropathie öfter auf.

Allerdings gab es bei den Patienten mit Neuropathie Lerneffekte. In einer zweiten Fahrsimulation waren die Unterschiede zu den Diabetikern ohne Neuropathie verschwunden, und im Vergleich zu gesunden Kontrollen waren diese nur noch in puncto Kontrollverlust marginal signifikant. Untersuchungen müssten nun zeigen, ob sich das Lernpotenzial durch ein standardisiertes Training verbessern lasse, so die Forscher. (rb)

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