Konservierungsstoff in WC-Papier wirkt allergen

GRAZ (hsr). Wer jahrelang nach dem Toilettengang regelmäßig feuchtes Toilettenpapier verwendet, bahnt damit den Weg für eine späte Typ-IV-Sensibilisierung mit allergischem Kontaktekzem in der Perianalregion, Gesäßfalte und an den Händen. Ursache sind oft Konservierungstoffe in den Tüchern. Jetzt ist auch das bisher als wenig bedenklich eingestufte Biozid Iodpropinylbutylcarbamat (IPBC) als potentielles Allergen entlarvt worden.

Veröffentlicht:

Typ-IV-Sensibilisierungen auf IPBC in Kosmetikprodukten mit dadurch hervorgerufenen Kontaktdermatitiden sind in den vergangenen Jahren mehrfach beschrieben worden. So jetzt auch von Professor Werner Aberer von der Universitäts-Hautklinik in Graz, der die Kasuistik eines 63jährigen Mannes vorstellt (Hautarzt 10, 2003, 970).

Erosive, nässende Bläschen an den Handinnenflächen

Der Patient bekam zwei Wochen vor seiner stationären Aufnahme erosive, nässende Bläschen an den Handinnenflächen sowie eine perianale Juckflechte und ekzematöse Effloreszenzen in der Rima ani. Der Mann, der acht Jahre zuvor am Dickdarm operiert worden war, hatte sich seit diesem Eingriff nach jedem Toilettengang mit feuchten Kamillentüchern gereinigt, die unter anderem IPBC enthielten.

Der Epikutantest fiel positiv aus für IPBC in 0,1-, 0,3- und 0,5prozentiger Konzentration. Auch bei Prüfung der vom Patienten zuletzt verwendeten und frisch auf die Haut gelegten Reinigungstücher kam es zu einer ausgeprägten allergischen Reaktion. Nach einwöchiger topischer Steroidtherapie mit Mometasonfuroat heilte das Ekzem vollständig ab.

Mit dem Rat, künftig zur Analhygiene nur noch Wasser und weißes, trockenes Toilettenpapier zu benutzen, wurde der Patient entlassen.

Maximal 0,05 Prozent sind in Kosmetika und Cremes erlaubt

Wie der österreichische Dermatologe berichtet, schien das Sensibilisierungsrisiko auf den Konservierungsstoff IPBC bei einer Konzentration unter 0,1 Prozent bislang gering zu sein. Deshalb und weil, so Aberer, absolut unbedenkliche Biozide derzeit noch fehlten, darf die fungizid sowie bakterizid wirksame Substanz nach EU-Richtlinien Kosmetika, Shampoos, Pflegecremes und Babypflegeserien sowie Haushalts- und Kontaktlinsenreinigern maximal in einer Konzentration von 0,05 Prozent beigefügt werden.

Doch mit steigender Zahl an Expositionen, die bei erhöhtem Gebrauch dieser Produkte unvermeidbar seien, werde die Sensibilisierungsrate für IPBC zunehmen, befürchtet der Grazer Dermatologe.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert