Mit Licht und Laser gegen Gefäß-Anomalien

TÜBINGEN (ars). Fehlbildungen der Gefäße kommen bei fast zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen vor. Da sie häufig an Kopf oder Hals auftreten, können sie nicht nur sehr entstellend wirken, sondern auch Sprechen, Atmen und Essen behindern. Abhilfe schafft eine maßgeschneiderte Diagnostik und Therapie, bei der Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammenarbeiten.

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Als Grundlage dient eine international anerkannte Klassifikation, die Wissenschaftler aus Tübingen verbessert und auf einem Symposium dort vorgestellt haben.

"Früher galten alle vaskulären Anomalien als Hämangiome", so Privatdozentin Ulrike Ernemann vom Universitätsklinikum Tübingen. Seit 1996 gibt es eine Einteilung, die proliferierende Neubildungen (Hämangiome) und anlagebedingte Fehlbildungen (vaskuläre Malformationen) trennt. Diese Klassifikation hat die Neuroradiologin gemeinsam mit Privatdozent Jürgen Hoffmann von der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie als Algorithmus gestaltet. Dieser ermöglicht eine gute Diagnose und individuelle Therapie.

Der Verlauf der Erkrankungen ist unberechenbar

"Der Verlauf der Erkrankungen ist unberechenbar, deshalb ist es ratsam, sich immer an Spezialisten zu wenden, etwa an eine Sprechstunde für Hämangiome und Gefäßfehlbildungen, wie hier in Tübingen", sagte Ernemann. Selbst bei den gutartigen Hämangiomen verbietet es sich meist, auf die spontane Rückbildung zu vertrauen, denn sie tritt häufig erst nach einem erheblichen Größenwachstum ein, das die Kinder funktionell und ästhetisch erheblich beeinträchtigen kann.

Vaskuläre Anomalien sind häufig schon klinisch gut zu differenzieren. Gerade bei Kindern lassen sich mit der B-Scan-Sonographie, unterstützt durch die farbkodierte Duplexsonographie, Größe und Perfusion gut bewerten. Für venöse und lymphatische Malformationen ist die MRT geeignet, wogegen bei arteriovenösen Fisteln und Malformationen die Angiographie erforderlich ist.

Bei oberflächlichen und kleinen Hämangiomen kann kryochirurgisch behandelt werden. Für größere Läsionen eignet sich der Nd:YAG-Laser, oft mit anschließender Op oder Steroid-Therapie. Bei venösen Malformationen wird zunächst schrittweise sklerosiert, dann fibrosiertes Gewebe entfernt. Bei kapillären Fehlbildungen verwendet man moderne Lichtverfahren, wie die hochenergetische gepulste IPL-Lampe.

Lymphatische Malformationen wachsen oft infiltrierend, weshalb eine vollständige Entfernung meist nur um den Preis funktioneller und ästhetischer Schäden möglich ist.

Bei av-Fisteln und -Malformationen ist häufig eine zügige Behandlung nötig. Meist geht der Resektion eine Embolisation des Gefäßknäuels voraus, wobei das Ziel eine vollständige Entfernung ist, da sich sonst neue Zuflüsse ausbilden.

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