Alopezie

Neuer Ansatz, um Haarwachstum anzukurbeln

US-Forscher haben jetzt Stammzellen der Haarfollikel so aktivieren können, dass das Haarwachstum angekurbelt wird. Damit eröffnet sich ein neuer Weg bei der Alopezietherapie.

Veröffentlicht:
Ist es eine Frage des Metabolismus in den Haaarfollikelzellen, wenn nicht mehr genug neue Haare produziert werden? Forschungsdaten legen das nahe.

Ist es eine Frage des Metabolismus in den Haaarfollikelzellen, wenn nicht mehr genug neue Haare produziert werden? Forschungsdaten legen das nahe.

© JPC-PROD / Fotolia

LOS ANGELES. Haarfollikelstammzellen können normalerweise während der gesamten Lebenszeit eines Menschen neue Haare produzieren. Zwischen den aktiven Produktionszyklen gibt es immer wieder inaktive Ruhephasen (Telogenphase). Was genau dabei die Haarfollikelzellen zum erneuten Wachstum (Anagenphase) anregt, war bisher nicht genau bekannt.

Forscher der University of California in Los Angeles haben sich nun den Metabolismus der Haarfollikelstammzellen genauer angeschaut und Unterschiede zu anderen Zellen der Haut festgestellt. Zudem haben sie zwei Substanzen gefunden, die den Stoffwechsel und damit das Haarwachstum positiv beeinflussen können.

Wie sie in einer Publikation in "Nature Cell Biology" (DOI: 10.1038/ncb3575) berichten, hängt die Aktivierung und damit der Start der Haarproduktion sehr stark von der enzymatischen Umwandlung von Glukose ab. Dabei geht es – vereinfacht – darum, ob Glucose in Pyruvat umgewandelt wird, das in die Mitochondrien, gelangt oder in Laktat – wobei Letzteres die Haarfollikelstammzellen offenbar zur Haarproduktion anregt, heißt es in einer Mitteilung der Universität.

Die Wissenschaftler untersuchten daraufhin, wie sich die Blockade der Laktatproduktion bei Mäusen aus wirkt. Tatsächlich sei daraufhin die Aktivierung der Haarfollikelstammzellen unterblieben, so die Forscher. Umgekehrt erhöhte eine vermehrte Laktatproduktion die Aktivität der Haarfollikelstammzellen.

Signalwege aktivieren oder Pyruvat blockieren?

"Bislang war dieser Einfluss von mehr oder weniger Laktat auf die Aktivität von Haarfollikelstammzellen nicht bekannt", so der Molekularbiologe Prof. William Lowry, einer der Studienleiter. Mit den neuen Erkenntnissen habe sich auch die Frage gestellt, mit welchen Substanzen sich gezielt die Laktatproduktion erhöhen und darüber dann auch die Stammzellen verstärkt aktivieren lassen. Die Forscher sind hierbei auf zwei Kandidaten gestoßen: RCGD423 und UK5099.

Die erste Substanz aktiviert den Wissenschaftlern zufolge ein zelluläres Signalweg (JAK-Stat). Bei Mäusen wurde darüber nachweislich die Laktatproduktion in den Stammzellen angekurbelt und damit auch das Haarwachstum der Tiere.

Die zweite Substanz blockiert wiederum die Aufnahme von Pyruvat in die Mitochondrien der Haarfollikelstammzellen, was ebenfalls eine verstärkte Laktatproduktion auslöst und das Haarwachstum bei Mäusen förderte. Für beide Substanzen sei nun ein Patent beantragt worden, so die Universität. Weitere klinische Untersuchungen müssen nun den positiven Effekt auf das Haarwachstum natürlich noch bei Menschen bestätigen. (run)

Mehr zum Thema

Medizinisches Rätsel

Morgellons-Krankheit bedarf multidisziplinärer Therapie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“