H4-Rezeptor-Blocker

Erfolgreicher neuer Ansatz bei Neurodermitis

Ein neuer oraler Wirkstoff bessert die Haut von Patienten mit Neurodermitis deutlich.

Veröffentlicht:

HANNOVER. Einen neuen Therapieansatz bei Neurodermitis haben Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) nun erfolgreich am Menschen erprobt.

Der neue Wirkstoff, der als Tablette eingenommen werden kann, besserte die Haut der Patienten deutlich: Bereits nach acht Wochen reduzierte sich der Anteil an veränderter Haut (etwa Rötungen, Bläschen und Kratzspuren) um die Hälfte, teilt die MHH mit. An der Studie nahmen 98 Patienten teil (Journal für Allergy and Clinical Immunology 2018; online 8. November).

Bei dem Wirkstoff handelt es sich um einen Histamin-4-Rezeptor-Blocker (ZPL-3893787). Er unterbricht den Entzündungsprozess und lindert den Juckreiz, indem er verhindert, dass der Botenstoff Histamin an den entsprechenden Zellen wirken kann.

Der dafür notwendige Rezeptor auf diesen Zellen wurde im Jahr 2000 entdeckt und seitdem im Hinblick auf die Anwendung bei entzündlichen Hautkrankheiten intensiv in Hannover erforscht.

Keine Nebenwirkungen beobachtet

„Labor- und In-vivo-Ergebnisse im Mausmodell, die wir seit 2005 kontinuierlich veröffentlichten, sprachen dafür, dass der Histamin-4-Rezeptor eine interessante Zielstruktur für die Behandlung der Neurodermitis ist“, berichtet Professor Thomas Werfel, MHH-Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, der auch die klinische Studie zusammen mit einem der Entdecker des Histamin-4-Rezeptors und einer kleinen Firma konzipierte.

Es wurden keine Nebenwirkungen beobachtet, die auf die Gabe des Medikamentes zurückführbar waren. Aktuell startet unter Beteiligung des Teams aus Hannover eine größere internationale Studie mit rund 400 Patienten, um die optimale Dosierung des Wirkstoffes zu ermitteln.

Neurodermitis hat unterschiedliche Ursachen, zu denen hautreizende Stoffe, Allergene sowie mikrobielle, hormonelle und psychologische Einflüsse gehören.

„Wir gehen davon aus, dass der Histamin-4-Rezeptor-Blocker unabhängig von der Ursache der Neurodermitis wirkt und untersuchen derzeit, welche Patienten am stärksten von der neuen Therapie profitieren können“, sagt Werfel. (eb/ikr)

Mehr zum Thema

Medizinisches Rätsel

Morgellons-Krankheit bedarf multidisziplinärer Therapie

Nachwachsen der Haare benötigt Zeit

Alopecia areata: Baricitinib mit langfristiger Wirkung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen