Barfüßler

Sensible Füße trotz dicker Hornhaut

Barfuß laufende Personen haben zwar eine dickere Hornhaut als Menschen, die regelmäßig Schuhe tragen, aber ohne Sensibilitätseinbußen. Das haben aktuelle Forschungen in Kenia ergeben.

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Forscher der TU Chemnitz untersuchen die Sensibilität der Fußsohle eines Probanden aus Kenia mittels Vibrationsgerät.

Forscher der TU Chemnitz untersuchen die Sensibilität der Fußsohle eines Probanden aus Kenia mittels Vibrationsgerät.

© Â Professur Bewegungswissenscha

CHEMNITZ. Bereits vor sechs Millionen Jahren begann der Mensch bekanntlich, auf zwei Beinen zu laufen. Die ältesten Nachweise für Schuhe sind nur 40.000 Jahre alt, erinnert die Technische Universität (TU) Chemnitz. Demnach sei die menschliche Anatomie bestens an ein Leben ohne Schuhe in natürlicher Umgebung angepasst.

Ein Teil dieser Anpassung ist die Hornhaut der Füße – die heute aber eher als kosmetisches Problem gesehen wird. Doch welchen Einfluss hat die dicke Hornhaut auf die Empfindlichkeit der Fußsohlen? Das untersuchten Professor Thomas Milani von der TU Chemnitz und Professor Daniel Lieberman von der Harvard University (Nature 2019; online 26. Juni).

Anpassung an Leben mit Hornhaut

Die Hornhautschicht liegt ja zwischen dem Boden und den Sensoren in der menschlichen Haut. Diese nehmen beispielsweise die Bodenbeschaffenheit war. Demnach wäre die logische Schlussfolgerung: Durch die Zunahme von Hornhaut müsste diese Wahrnehmung beim Gehen gedämpft sein.

Dementgegen stehe allerdings die evolutionsbiologische Theorie, dass der Mensch sich über Millionen von Jahren ideal an ein Leben mit Hornhaut angepasst hat, sodass die Funktion der Sensoren nicht in relevantem Maße beeinträchtigt sein sollte, berichtet die TU.

Fest steht, dass unsere Füße evolutionsbiologisch nicht für Schuhe vorgesehen sind.

Professor Thomas Milani TU Chemnitz

Zur Untersuchung dieser Hypothese reiste das Forscherteam um Milani und Liebermann im Juni 2016 nach Kenia und testete mithilfe eines Ultraschallgerätes die Dicke der Fußsohlenhaut von 40 barfuß laufenden Personen. Mit einem Vibrationsgerät wurde zudem die Empfindlichkeit der Fußsohlen gemessen.

Dazu wurden unterschiedlich große Vibrationen über ein Messgerät abgefragt, um die Wahrnehmungsschwelle jedes Probanden zu finden. Als Kontrollgruppe dienten Personen, die regelmäßig Schuhe tragen. Unterstützt wurden die Forscher vom Institut für Physiologie der Moi University in Kenia.

Verblüffende Erkenntnis

Das für die Wissenschaftler verblüffende Ergebnis: Trotz 30 Prozent dickerer Hornhaut konnte kein Sensibilitätsunterschied zwischen den Gruppen festgestellt werden. Die Forscher folgerten daraus, dass die Hornhaut an den Füßen ihre Schutzfunktion erfüllt, ohne die darunter liegenden Sensoren in ihrer Funktion einzuschränken.

„Fest steht, dass unsere Füße evolutionsbiologisch nicht für Schuhe vorgesehen sind“, wird Milani in der Mitteilung der Universität zitiert. Daraus zu folgern, grundsätzlich barfuß zu laufen und gänzlich auf Schuhe zu verzichten, wäre aber in Anbetracht der asphaltierten Straßen ebenfalls falsch. (eb)

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