Kein kardiovaskulärer Schutz durch Homocystein-Senkung

ATLANTA (ob). Die Hoffnung, durch Senkung der Homocystein-Spiegel mit Folsäure bei Patienten mit Gefäßerkrankungen kardiovaskuläre Ereignisse verhindern zu können, hat erneut einen Dämpfer bekommen. Auch die bislang größte und längste Studie mit Folsäure konnte den Beweis für eine präventive Wirkung nicht erbringen.

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In epidemiologischen Studien wurde wiederholt eine Assoziation von erhöhten Homocystein-Spiegeln und einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen beobachtet. Folsäure und die Vitamine B6 und B12 senken den Homocystein-Spiegel. Um zu klären, ob die Senkung auch eine Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse zur Folge hat, sind große prospektive randomisierte Studien gestartet worden.

Drei davon sind abgeschlossen. In keiner haben sich die Erwartungen erfüllt. In der VISP-Studie hatte die zweijährige Behandlung mit Folsäure und B-Vitaminen auch in hoher Dosierung bei Patienten mit Schlaganfall keinen Einfluß auf klinische Ereignisse.

In der letztes Jahr beim europäischen Kardiologenkongreß erstmals vorgestellten NORVIT-Studie war auch bei Patienten mit Myokardinfarkt kein klinischer Nutzen der Folsäure- und B-Vitamin-Supplementierung zu erkennen. Das lag sicher nicht am mangelnden Effekt auf die Homocystein-Spiegel, die in beiden Studien deutlich gesenkt wurden.

Auch die jetzt beim ACC-Kongreß erstmals vorgestellt HOPE-2-Studie enttäuscht als bisher größte Studie alle Hoffnung darauf, mit der Folsäure-Supplementierung eine ebenso wirksame wie preisgünstige Option für die Sekundärprävention verfügbar zu haben. In der Studie sind 5522 Patienten - die meisten mit manifester Gefäßerkrankung - entweder mit Vitaminen (2,5 mg Folsäure, 50 mg Vitamin B6 und 1 mg Vitamin B12) oder Placebo behandelt worden.

Auch in dieser Studie ist in der Verum-Gruppe der Homocystein-Spiegel im erwarteten Maße gesenkt worden, so Studienleiterin Professor Eva Lonn aus Hamilton in Kanada. Jedoch übertrug sich dieser Effekt erneut nicht auf die klinische Wirkung: Die Rate für den primären Endpunkt (kardiovaskulär bedingter Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall) war mit 18,8 Prozent (Verum) und 19,8 Prozent (Placebo) am Ende nicht signifikant unterschiedlich.

Nur bei den Schlaganfällen gab es einen signifikanten Vorteil zugunsten der Homocystein-Senkung. Ob es sich dabei um Zufall oder einen wirklichen Effekt handelt, müßten weitere Studien klären, meinte Lonn. Bis dahin sei vom negativen Hauptergebnis der HOPE-2-Studie im Kontext mit der "Gesamtheit der Evidenz" aus allen bisherigen Studien auszugehen. Und diese Evidenz spreche gegen die These, durch Homocystein-Senkung das kardiovaskuläre Risiko verringern zu können.

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