Kind erhält mitwachsende Herzklappe

HANNOVER (grue). Der vierjährige David Plöger aus Stuttgart ist das erste Kind, dass in Deutschland eine mitwachsende Herzklappe erhalten hat. Das neuartige Implantat stammt aus der Medizinischen Hochschule in Hannover (MHH) und wird derzeit zur Anwendung als Arzneimittel weiterentwickelt.

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Unklarheiten bei der Einordnung der neuen Herzklappe als Arzneimittel oder Medizinprodukt sowie andere rechtliche Fragen waren der Grund, warum der Eingriff bisher noch nicht in Deutschland vorgenommen werden konnte - wohl aber in Moldawien, wo bereits 18 herzkranke Kinder eine mitwachsende Pulmonalklappe erhalten haben. Einer von ihnen ist der jetzt 17-jährige Alexandru Manea, der seit sechs Jahren mit einer ausgetauschten Herzklappe lebt. Er erhielt als erster die von dem MHH-Herzchirurgen Professor Axel Haverich und seinen Mitarbeitern entwickelte biologische Klappe.

Deren Herstellung umfasst mehrere Schritte: Die Herzklappe eines Gewebespenders wird vollständig von Zellen befreit und anschließend mit Gefäßzellen des Empfängers besiedelt. Die so aufbereitete Klappe ist nach Implantation voll funktionsfähig und passt sich im Gegensatz zu herkömmlichen Klappen dem Größenwachstum des Herzens an. Eine gerinnungshemmende Therapie ist nicht nötig, erläuterte Haverich bei der Deutschland-Premiere der Herzklappen-OP in Hannover. Der kürzlich operierte David konnte schon nach zwei Wochen wieder in den Kindergarten gehen. Er habe nun gute Chancen, ohne weitere Austausch-Operationen das Erwachsenenalter zu erreichen, so Haverich.

Die Lebenszeit herkömmlicher Klappen ist bei Kindern auf zwei bis fünf Jahre und bei Erwachsenen auf etwa zehn Jahre begrenzt - daraus ergibt sich ein hoher Bedarf an neuen biologischen Klappen weit über das Kindesalter hinaus. Auch seien bereits Aortenklappen nach dem neuen Verfahren hergestellt und bei drei moldawischen Kindern erfolgreich eingepflanzt worden, sagte Haverich. Die Aufbereitung der Klappen setzt allerdings voraus, dass es genug Spenderklappen gibt. "Dies sollte kein Problem sein, wenn jeder Herztransplantierte sein zuvor entnommenes Herz für die Klappengewinnung zur Verfügung stellt", so Haverich. Die mitwachsende Herzklappe wird nun in Studien geprüft. Zur weiteren Entwicklung wurde eigens eine Firma gegründet. Eine Zulassung als Arzneimittel wird für das Jahr 2012 angestrebt.

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