Kommentar
Hexenjagd im Dopingsumpf
Es ist sicher lobenswert, wenn alles Mögliche getan wird, um den Dopingsumpf im Sport trocken zu legen, doch sollte man dabei auf dem Boden der Tatsachen bleiben: Der Antidoping-Kampf darf nicht zur Hexenjagd werden. Ein bloßer Verdacht darf nicht reichen, jemanden auszuschließen und öffentlich bloßzustellen.
Wie leicht man sich aufs Glatteis begibt, wenn man Urteile aufgrund indirekter Hinweise fällt, zeigt die Causa Claudia Pechstein. Die gesperrte EisschnelllaufOlympiasiegerin hatte zu hohe Retikulozyten-Werte. Dafür kann tatsächlich Blutdoping die Ursache sein, dahinter können aber auch genetische und physiologische Gründe stecken. Der entscheidende Punkt ist: Mit absoluter Sicherheit lassen sich solche physiologischen Ursachen nicht immer ausschließen. Sollte es Claudia Pechstein tatsächlich einer milden Kugelzellen-Anämie zu verdanken haben, dass sie gesperrt wurde, wäre dies eine Blamage für die Dopingfahnder. Hinweise auf Blutdoping sollte man sicher ernst nehmen, Beweise müssen in solchen Fällen aber andere liefern, nicht die Labormediziner.
Lesen Sie dazu auch: Seltene Blutanomalie bei Claudia Pechstein nachgewiesen