Aortenklappe-Op

TAVI sammelt weitere Pluspunkte

Die kathetergestützte transvaskuläre Aortenklappen-Implantation ist auch für weniger kranke Patienten mit Aortenstenose eine sichere Alternative zur offenen Herzoperation. Das zeigen aktuelle Daten aus Deutschland, die auf dem Kardiologen-Kongress vorgestellt wurden - und neuen Zündstoff im TAVI-Terz liefern.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Welcher Eingriff ist bei Aortenstenose der richtige?

Welcher Eingriff ist bei Aortenstenose der richtige?

© Pixland / Pixland / Thinkstock

MANNHEIM. Die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) gilt derzeit als etablierte Therapieoption für ältere Patienten mit schwerer symptomatischer Aortenstenose, die entweder inoperabel sind oder im Fall einer Operation ein hohes Risiko eingehen würden.

Aus einer neuen Analyse von 2013 in Deutschland erhobenen Daten geht nun hervor, dass die transvasale Aortenklappen-Implantation via Katheter auch für Patienten mit niedrigerem Operationsrisiko eine Alternative zum chirurgischen Aortenklappen-Ersatz sein kann.

Die Daten stammen aus der verpflichtenden externen Qualitätssicherung für entsprechende Eingriffe (AQUA-Institut).

Mit mehr als 20.000 Patienten handelt es sich um die bislang größte komplette Datenerhebung zur Behandlung bei Aortenstenose. Professor Helge Möllmann aus Bad Nauheim hat die Ergebnisse beim Kardiologen-Kongress in Mannheim vorgestellt.

Keine erhöhte Sterberate bei TAVI

Die Patienten wurden auf Basis des Euro-Scores, der das Risiko bei Herzoperationen quantifiziert, einer von vier Risikokategorien zugeordnet.

Erwartungsgemäß waren herzchirurgisch behandelte Patienten im Schnitt wesentlich jünger und hatten bei relativ niedrigem Euro-Score ein deutlich geringeres Op-Risiko als Patienten mit TAVI.

Allerdings waren auch in der niedrigsten Risikokategorie (Euro-Score bis 10 Prozent) nicht wenige Patienten vertreten, bei denen man sich für TAVI statt offener Op entschieden hatte.

Hier zeigte sich, dass - entgegen vielfacher Bedenken - die Sterberate (Krankenhausmortalität) nach transfemoral vorgenommener TAVI auch bei niedrigem Risiko nicht höher war als nach Herzklappen-Op, betonte Möllmann.

Mit steigendem Euro-Score nahm in beiden Gruppen auch das Sterberisiko zu - in der Gruppe mit offener Herzoperation allerdings deutlich stärker als in der Gruppe mit transvasaler TAVI.

In der Subgruppe mit sehr hohem Risiko (Euro-Score > 30 Prozent) war die Mortalität nach Klappen-Op fast dreimal höher als nach TAVI (20 versus 7 Prozent).

Die Schlaganfallraten waren in beiden Gruppen niedrig und unterschieden sich kaum.

Streit über TAVI-Methode

Eine generelle Empfehlung, künftig alle Patienten mit Aortenstenose und niedrigem Risiko für eine TAVI in Betracht zu ziehen, lässt sich nach Ansicht Möllmanns mit diesen Ergebnissen nicht begründen. Hier gelte es, laufende randomisierte prospektive Vergleichsstudien (SURTAVI, PARTNER II) abzuwarten.

Allerdings könnten die aktuellen Ergebnisse im Einzelfall schon jetzt "dazu dienen, im Dialog mit den Herzchirurgen die beste Therapie für die 2015-Patienten zu finden".

Die vorgestellten Studienergebnisse dürften dem TAVI-Terz neue Nahrung geben: Kardiologen und Herzchirurgen hatten sich diesbezüglich Ende 2014 öffentlich in die Haare bekommen. Im Januar ruderten die Kardiologen zurück: Es sei nicht beabsichtigt gewesen, die Leitlinie für Patienten mit Aortenstenose aufzuweichen.

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