Intensivmedizin
Mikrozirkulation bei Schock und Sepsis im Fokus
Gestörte Mikrozirkulation hat bei Schock und Sepsis eine Schlüsselrolle. Physikalische Gefäßtherapie bietet hier einen neuen Therapieansatz.
Veröffentlicht:DRESDEN. Schock und Sepsis zählen zu den gefürchtetsten Komplikationen in der Intensivmedizin. Zu der hohen Sterblichkeit von bis zu 80 Prozent trägt eine gestörte Mikrozirkulation entscheidend bei.
Grund dafür ist die Ausbildung eines Multiorgan-Dysfunktionssyndroms (MODS) in Folge des Blutdruckabfalls und der starken Verminderung der Organdurchblutung, erklärte Professor Karl Werdan vom Herzzentrum des Universitätsklinikums Halle beim Kongress "Im Fokus der Forschung – Kleinste Blutgefäße" in Dresden. Ein weiterer aggravierender Faktor sei das zunehmende Lebensalter, das selbst bei Gesunden in einer Abnahme der Mikrozirkulation, dem "Nadelöhr der Organdurchblutung", resultiere.
Definitiv keine therapeutische Option zur Beeinflussung der kleinsten Blutgefäße stelle die Blutdruckstabilisierung dar, auch medikamentöse Optionen zur Verbesserung der bislang "therapierefraktären" Mikrozirkulation gebe es noch nicht. In einem innovativen Ansatz wird daher nun in einer Pilotstudie im Rahmen einer Promotionsarbeit der Nutzen einer Stimulation des Mikrogefäßsystems bei MODS-Patienten durch elektromagnetische Felder geringer Flussdichte mit biorhythmisch definierter Impulskonfiguration (Physikalische Gefäßtherapie Bemer®) untersucht. Ziel dieser, von Cand Dr. rer. medic. Diethelm Kühnert, MartinLuther-Universität Halle/Wittenberg gemeinsam mit Werdan vorgenommenen Microcirc-MODS-Studie ist es, den Zusammenbruch der Mikrozirkulation bei MODS zu verhindern und so die Überlebenschancen der Patienten zu verbessern.
Bei insgesamt zehn Patienten einer internistischen Intensivstation wird dabei in einem viertägigen Behandlungsintervall vor und nach einer Stimulation mit physikalischer Gefäßtherapie die Mikrozirkulation der Mundschleimhaut untersucht, wie Kühnert bei der Veranstaltung des Unternehmens Bemer berichtete.
Dabei wird die Durchblutung der kleinsten Gefäße mit Sidestream darkfield imaging/SDF untersucht, was die Bestimmung der Gesamtkapillardichte sowie des mikrozirkulatorischen Flussindex ermöglicht. Gleichzeitig werden weitere hämodynamische Parameter erfasst und auch die Sicherheit des Verfahrens geprüft.
Sollte die spätestens Anfang kommenden Jahres beendete Studie erfolgreich ausfallen, werde sich daran eine multizentrische Evaluation anschließen, so Kühnert.
Die Mikrozirkulation ist das Nadelöhr der Organdurchblutung!
Professor Karl Werdan,
Herzzentrum des Uniklinikums Halle