Arzneitherapie

Projekt InTherAKT: Weniger kann mehr sein

Ältere Menschen nehmen oft viele verschiedene Arzneien ein. Im Rahmen einer individualisierten Therapie sollte regelmäßig überprüft werden, ob die Medikation tatsächlich angemessen ist.

Von Matthias Herrmann Veröffentlicht:

MANNHEIM. Vor rund zwei Jahren wurde das Projekt InTherAKT zur Verbesserung der medikamentösen Versorgung in Altenhilfeeinrichtungen gestartet (www.intherakt.de). Herzstück der gemeinsamen Arbeit von 15 Hausärzten, zwölf Apothekern und dem Pflegepersonal an zehn Altenhilfeeinrichtungen im Raum Münster ist eine Online-Plattform, die inzwischen zum Patent angemeldet wurde. Seit Anfang 2016 wurde es an rund 90 Patienten überprüft und optimiert.

Wie der Projektleiter Professor Jürgen Osterbrink, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim in Erinnerung rief, seien betagte und hochbetagte Menschen besonders oft von unerwünschten Arzneimittelinteraktionen betroffen. Vielfach seien die Interaktionen das Resultat nicht abgestimmter Prozesse der Leistungserbringer. Ein Ziel des Projektes InTherAKT ist deshalb, die Kommunikation und Kooperation zwischen den Berufsgruppen zu optimieren. Dazu wurden alle Beteiligten nicht nur online, sondern auch in Präsenzveranstaltungen geschult.

Zu den gravierendsten Folgen unerwünschter Arzneimittelwirkungen im Alter zählen aus Sicht von Apl. Professor Georg Hempel, Universität Münster, Gangunsicherheit, Synkopen und Stürze, die nicht selten lange Krankenhausaufenthalte und den Verlust der Autonomie nach sich ziehen. Eine ständige kritische Überprüfung der Medikation sei deshalb gerade bei älteren Menschen von großer Bedeutung. In InTherAKT wird die Angemessenheit der Medikation anhand des "Medication Appropriateness Index" (MAI) erhoben – und hier ergab sich eine Verbesserung um durchschnittlich 25 Prozent.

Besonders deutlich zeigte sich der Erfolg bei Patienten, die vorher sehr viele Medikamente einnehmen mussten: "In solchen Fällen konnten wir eine Verbesserung um bis zu 60 Prozent beobachten", so Hempel bei der vom Unternehmen Grünenthal unterstützten Veranstaltung in Mannheim. Im Einzelfall konnte die Zahl der Medikamente um bis zu fünf Präparate reduziert werden. Damit unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit der interprofessionellen Zusammenarbeit, bei der jede Berufsgruppe ihre Kompetenzen einbringt.

InTherAKT

»Bei diesem Projekt wird die Angemessenheit der Medikation bei älteren Menschen anhand des "Medication Appropriateness Index" erhoben.

»Im Einzelfall konnte die Zahl der Medikamente um bis zu fünf Präparate reduziert werden.

Mehr zum Thema

Antiplättchentherapie nach akutem Koronarsyndrom

Bei PCI-Patienten mit doppeltem Risiko: zuerst dual, dann mono

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen